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Weinstöcke werden auch außerhalb der Weinbaugebiete immer beliebter. Sie wachsen an Spalieren und Hauswänden entlang und bedanken sich für die Pflege mit leckeren Trauben. Weinreben sind allerdings nicht ganz pflegeleicht, da sie regelmäßig geschnitten werden sollten. Und dabei verliert man oft den Überblick. Eine fachgerechte Anleitung hilft, gerade beim Griff zur Schere, damit die Weinrebe über Jahre prächtig gedeiht.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Weinreben werden, ganz allgemein gesagt, mehrmals im Jahr geschnitten. Der Hauptschnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr. Dann findet das Ausbrechen statt und im Sommer muss manchmal gekürzt werden. Zudem wird bei Weinreben wird zwischen der Phase des Stockaufbaus und der erzogenen Reben unterschieden.
Warum Weinreben schneiden?
Auch wenn Weinreben nicht unbedingt geschnitten werden müssen, tut diese intensive Pflege den Reben gut. Zum einen beugt der Schnitt dem Befall von Schädlingen, vor allem Pilzen, vor, zum anderen können in der Regel mehr Trauben geerntet werden. Außerdem wächst eine regelmäßig geschnittene Weinrebe dichter, sodass sie einen perfekten Sichtschutz bietet.
Stockaufbau
Der sog. Stockaufbau beginnt im ersten Jahr nach dem Pflanzen der Weinrebe, da der Hauptrieb nun bereits ein ganzes Stückgewachsen und verholzt ist. Schneiden Sie den Haupttrieb im März auf die gewünschte Stammhöhe zurück.
Tipp: Die Stammhöhe sollte zwischen 50 und 80 Zentimetern liegen.
Lassen Sie im ersten Jahr nach Pflanzung nur Triebe stehen, die aus den oberen beiden Augen des Stammes wachsen. Alle anderen Triebe werden ausgebrochen. Die beiden Haupttriebe werden dann waagrecht am Spalier festgebunden. Sie bilden den Ausgangspunkt für die Fruchttriebe, die sich bis zum Sommer bilden. Im Winter werden diese abgeschnitten. In den Folgejahren binden Sie zwei weitere Haupttriebe oberhalb des alten Paars wieder waagrecht am Spalier fest.
Erzogene Weinreben schneiden
Die junge Weinrebe ist in der Regel nach dem dritten Pflanzjahr erzogen und aufgebaut. Damit sie weiterhin prächtig gedeiht und viele Trauben trägt, sollte die Rebe jedes Jahr geschnitten werden. Dabei wird unterschieden zwischen
- Hauptschnitt
- Winterschnitt
- Ausbrechen im Frühjahr
- Sommerschnitt
Da jeder Schnitt unterschiedliche Ziele verfolgt, sollten Sie alle Schnittmaßnahmen durchführen.
Video-Anleitung
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Anleitung Hauptschnitt
Beim Hauptschnitt wird das Fruchtholz des Vorjahres abgeschnitten. Es hat seinen Zweck erfüllt und keine weitere Verwendung mehr. Führen Sie den Hauptschnitt im März durch:
- vorjähriges Fruchtholz möglichst dicht am alten Holz abschneiden
- schneiden Sie den Ast bis auf zwei Zentimeter vor dem letzten Auge zurück
Anleitung Winterschnitt
Wann der Winterschnitt erfolgen soll, hängt von der Witterung ab. Der Schnitt sollte allerdings im Februar oder Anfang bis Mitte März durchgeführt werden, also noch im unbelaubten Zustand der Weinrebe. Zudem ist der richtige Zeitpunkt von der Rebsorte abhängig: Je empfindlicher sie ist, desto später schneiden Sie.
Tipp: Als Faustregel gilt: Unter minus 5 Grad Celsius dürfen Sie nicht schneiden.
Beim Winterschnitt wird zwischen langen, dünnen und dicken Trieben des Vorjahres unterschieden. Während die einen komplett entfernt werden, sollten von den anderen einige stehenbleiben.
Lange, dünne Triebe
- haben in der Regel eine rotbraune oder leicht gelbliche Färbung
- werden bis auf vier bis sechs Augen zurückgeschnitten
Dicke Vorjahrestriebe
- sind Teil des Gerüsts
- sind etwa so dick wie ein Bleistift
- befinden sich nahe am Stamm oder dickeren Stammarmen
- dürfen Sie nicht komplett entfernen
Damit die Weinrebe stabil bleibt, sollten von den dicken Vorjahrestrieben fünf bis sieben Stück pro Quadratmeter erhalten bleiben. Achten Sie darauf, dass keine Zapfen stehen bleiben. Der Winterschnitt gilt als beendet, wenn nur mehr ein Zehntel der ursprünglichen Weinrebe übrig geblieben ist.
Hinweis: Zapfen sind Stummel mit zwei bis drei Augen. Stummel mit vier bis sechs Knospen werden Strecker genannt
Feinschnitt
Den Abschluss des Winterschnitts bildet der sog. Feinschnitt. Dabei werden im unteren Bereich der Weinrebe alle verbliebenen Triebe auf zwei bis drei Augen zurückgeschnitten. Die oberen Triebe werden auf vier bis sechs Knospen zurückgeschnitten. Weiter werden wilde Triebe am mehrjährigen Holz entfernt
Tipp: Pro Quadratmeter Wand- oder Spalierfläche sollten Sie nach dem Feinschnitt 15 bis 20 Augen zählen.
Ausbrechen im Frühjahr
Mit „Ausbrechen“ ist bei Weinreben das vorsichtige Herausreißen von neuen Trieben gemeint. Ausgebrochen werden Wasserschosser und junge Triebe, die keinen Blütenansatz haben.
Ebenfalls ausgebrochen wird, wenn aus einem Auge mehrere junge Triebe wachsen. In diesem Fall lassen Sie jenen Trieb stehen, der die meisten Fruchtansätze hat. Nicht ausgebrochen wird ein neuer Trieb, wenn er nah am Stamm wächst. Er ist für den Aufbau des Weinstockes wichtig.
Tipp: Das Ausbrechen beschränkt sich nicht zwangsläufig nur auf das Frühjahr, auch in den folgenden Monaten kann diese Pflegemaßnahme notwendig sein.
Anleitung Sommerschnitt
Über die Notwendigkeit des Sommerschnitts wird in der Fachwelt viel diskutiert. In der Regel wird er nur empfohlen, wenn man großen Wert auf äußerst gepflegte Spaliere legt. Wird auf den Sommerschnitt verzichtet, wächst die Weinrebe buschiger, was jedoch weniger ordentlich aussehen kann.
Entlauben der Traubenzone
Es gibt allerdings einen guten Grund, die Weinrebe im Sommer zu schneiden: Sind die Trauben von Blättern bedeckt, erhalten sie weniger Sonnenlicht und können ihren Geschmack und ihre Größe nicht voll entfalten. Zudem beugt das Entlauben auch einem Schimmelbefall vor, denn die Trauben können nach Regenschauern schneller abtrocknen.
Tipp: Entfernen Sie nicht alle Blätter auf einmal, damit es zu keinem Sonnenbrand kommt.
Anleitung Auslichtungsschnitt
Beim Auslichten werden alle schwachen und abgestorbenen Triebe entfernt. Unter diese Maßnahmen kann auch das Schneiden von dicken Ästen und dünnen Seitentrieben fallen. Der ideale Zeitpunkt dafür ist im März. Übrig bleiben sollten einige gut verholzte Vorjahrestriebe, die direkt oder nah aus dem Stammgerüst wachsen.
Hinweis: Diese Maßnahme ist aber in der Regel nur notwendig, wenn Sie die Weinrebe nicht regelmäßig schneiden.
Anleitung Verjüngungsschnitt
Weinstöcke können mehrere hundert Jahre alt werden. Diese lange Lebensdauer bezieht sich aber nur auf den Rebstock als Ganzes, nicht auf die einzelnen Arme des Stammgerüstes. Alte Arme bzw. die sog. Abgänge müssen nach mehreren Jahren verjüngt werden, damit der Saftstrom wieder ungehindert fließen kann. In der Regel sollte ein Verjüngungsschnitt alle fünf bis zehn Jahre durchgeführt werden.
Hinweis: Alte Arme werden durch die wiederkehrenden Schnittmaßnahmen immer schlechter versorgt. Dies ist eine natürliche Erscheinung, die eher alte Weinstöcke betrifft.
Zur Verjüngung dient ein aufrecht wachsender, stammnaher Wasserschoss. Dieser wird auf die Basisknospen eingekürzt. Daraus wachsen in der Folge die zukünftigen Fruchttriebe. Ist an der gewünschten Stelle kein Wasserschoss vorhanden, kann die Weinrebe dazu angeregt werden, einen zu bilden. Schlagen Sie mit dem metallenen Teil der Gartenschere auf die gewünschte Stelle.
Aus der gequetschten Stelle sollte dann ein Wasserschoss für die Verjüngung wachsen.
Hinweis: Das Quetschen von Ast oder Stamm ist die Ausnahme. Beim Schneiden sollten Sie darauf achten, dass übrhaupt keine Quetschungen entstehen.