Rosmarin stellt keine großen Ansprüche an die Pflege, aber bei wie fast alle mediterranen Küchenkräuter, ist eine richtige Pflege unabdingbar. Vor allem das Schneiden ist eine bedeutende Basis für gesundes Wachstum und eine reichhaltige Ernte. Wie und wann Rosmarin richtig geschnitten wird, beschreibt der Hausgarten-Kräuterexperte detailliert.
Warum Rosmarin schneiden?
Nadelbildung
Bei Rosmarin handelt es sich einen Halbstrauch, der von unten her verholzt, wenn er nicht regelmäßig gestutzt wird. An verholzten Pflanzenteilen bilden sich keine Nadeln, welche die würzenden und heilenden Eigenschaften besitzen. Je mehr der Halbstrauch verholzt, desto geringer fällt die Ernte aus. Dies kann unter Umständen so weit führen, dass sich der Rosmarinus vollständig auslichtet, weil sich keine neuen Triebe und damit auch keine Nadeln entwickeln. Die Pflanze verliert ihren Nutzen und auch als Zierstrauch im Gartenbeet wird sie unansehnlich.
Höhen- und Breitenregulierung
Während im Topf oder in Kräuterkästen kultivierter Rosmarin in der Regel keine große Höhe erreicht, kann der Halbstrauch im Gartenbeet bis zu zwei Meter heranwachsen und recht breit werden. Zwischen anderen Pflanzen und vor allem Kräutern gepflanzt, kann sein Wachstum schnell zum Problem werden und ein Schneiden unabdingbar machen.
Gesundes Wachstum
Vor allem in der Küche stehender Rosmarin ist meist einer konstanten Feuchtigkeit ausgesetzt. Diese zieht Schädlinge an und kann Krankheiten provozieren, wie zum Beispiel Fäulnis oder Pilzinfektion. Sobald die Kräuter- und Heilpflanze erste Symptome aufweist, die auf einen Schädlingsbefall oder eine Erkrankung schließen lässt, ist ein Rückschnitt im Rahmen der Bekämpfung/Behandlung oftmals nicht zu umgehen.
Nährstoffversorgung sichern
Mit zunehmendem Alter verliert die immergrüne Pflanze an Kraft und Energie. In der Folge transportiert sie Nährstoffe langsamer und schlimmstenfalls führt eine Unterversorgung zu immensen Alterungserscheinungen und schließlich zum Absterben der Pflanze. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie regelmäßig einen richtig ausgeführten Rückschnitt ausführen. Dieser hält das Gewürz- und Heilkraut fit und stärkt den Nährstofftransport, damit Mangelerscheinungen verhindert werden und die Pflanze über viele Jahre prächtig gedeiht.
Mehr Ernte
Wie bereits unter der Überschrift „Nadelbildung“ beschrieben, verhindert ein regelmäßiges Schneiden ein Verholzen der Zweige, mindert dadurch den Nadelverlust und regt zusätzlich auch das Wachstum der Triebe an, an denen sich ein deutlich dichteres Nadelkleid bildet. Damit ziehen Sie sich einen Halbstrauch heran, der Ihnen eine üppige Ernte verspricht, sofern Sie richtig beim Schnitt vorgehen.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Prinzipiell ist das Frühjahr der beste Zeitpunkt für den alljährlichen, regelmäßigen Pflegeschnitt. Dieser sollte nach der Winterruhe und noch vor Beginn der neuen Wachstumsphase im Mai vorgenommen werden, wenn maximal die Triebspitzen gerade zu sehen sind.
Bei Exemplaren, die im Freien stehen sind allerdings die Eisheiligen abzuwarten, damit eventuell aufkommender Frost die frisch geschnittene Pflanze nicht schädigt. Durch die Schnittwunden werden sie empfindlicher gegen Kälte und es könnten Erfrierungserscheinungen auftreten. Neue Triebe könnten ausbleiben.
Zusätzlich zum Rückschnitt im Frühjahr, kann auch im Herbst nochmals gekürzt werden. Ein immenser Schnitt ist hier allerdings nicht zu empfehlen, sondern dieser sollte lediglich geringfügig ausfallen. Im Herbst bereitet sich der Rosmarinus langsam auf die Winterphase vor, der Stoffwechsel nimmt ab und ein umfangreicher Rückschnitt würde ihn nur zusätzlich einer Belastung aussetzen. Insbesondere draußen nimmt die Luftfeuchtigkeit zu und durch große Schnittwunden könnte eine Fäulnis hervorgerufen werden.
HINWEIS: Wussten Sie, dass Feuchtigkeit das Aroma negativ beeinflusst? Deshalb ist es ratsam, immer nur dann zu Schneiden, wenn es nicht regnet und die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist.
Bester Zeitpunkt der Schnittarten
- Garten-Ernteschnitt zur Trocknung oder frischem Verzehr: Ab Ende April in der Mittagszeit, wenn Feuchtigkeit abgetrocknet ist
- Formschnitt: Optimal nach dem Ernten
- Erhaltungsschnitt: Frühjahr oder Herbst, wie zuvor beim Pflegeschnitt beschrieben
- Verjüngungsschnitt: Frühjahr, vor Beginn der Wachstumsperiode
- Erziehungsschnitt: Von Frühjahr bis Spätsommer
- Gesundheitsschnitt: bei Bedarf im Krankheitsfall oder bei Erkrankungen
- Radikalschnitt: Ideal im Frühjahr, aber in gesundheitsbedrohenden Situationen ganzjährig
TIPP: Haben Sie Ihren Rosmarinstrauch lange nicht verjüngt, hat er die Form verloren und wird kahl, empfiehlt sich den Verjüngungsschnitt vorzuziehen und bereits im Januar oder Februar durchzuführen. Größere Schnittstellen versiegeln Sie dann mit Wachs oder Ähnlichem, um Erfrierungen sowie Fäulnis vorzubeugen.
Arten des Rückschnitts
Die Rückschnittsart spielt bei Rosmarinsträuchern eine große Rolle. Aus diesem Grund sollte Ihrem Handeln vorab immer die Überlegung stehen, warum Sie diese beschneiden möchten. Nur so ist es möglich, die passende Schnittart zu wählen und diese richtig auszuführen, damit das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
Pflegeschnitt
Für eine kontinuierliche gesunde Pflanze und ein kräftiges Wachstum mit umfangreicher Ernte, ist der Pflegeschnitt notwendig. Nur damit bringen Sie den Halbstrauch dazu, immer wieder auszutreiben und zu gesund zu gedeihen.
Schritt-für-Schritt Anleitung:
- Schnitt immer leicht schräg ausführen, um Ansammlungen von Regen- und Gießwasser zu vermeiden
- Grüne Triebe kurz vor Zweigen/Stämmen abschneiden, die bereits verholzt sind
- Im Herbst grüne Triebe maximal bis zu einem Drittel runter kürzen
- Vertrocknete, kranke oder verfärbte Pflanzenteile entfernen
- Bei zu dichtem Wachstum auslichten, damit mehr Luft und Tageslicht jedes Pflanzenteil erreichen
- Keine verholzten Zweigen, Knospen oder die Spitzen junger Triebe verletzen
- Stets gleichmäßig schneiden, damit ein ebenso gleichmäßiges Wachstum gefördert wird
Formschnitt
Der Formschnitt bei Rosmarin inkludiert den Gesundheits- sowie Verjüngungsschnitt. Ein kräftiger Rückschnitt ist hierbei gefordert, bei dem die Triebe aus dem Vorjahr entfernt werden, um Platz für neue zu schaffen und gleichzeitig eine ungefähr gleichbleibende Pflanzenform beizubehalten. Auf diese Weise verhindern Sie ein zu breites und hohes Wachstum, vor allem im Garten- und Kräuterbeet.
Schritt-für-Schritt Anleitung
- Grüne Triebe aus dem dem Vorjahr bis auf circa zwei bis drei Zentimeter zurückschneiden
- Zur Höhenregulierung waagerecht in einer geraden Linie die oberen Triebe auf gewünschte Höhe kürzen
- Höhenschnitt sollte nicht mehr als um ein Drittel abgeschnitten werden, um die Ernte im laufenden Jahr nicht zu gefährden
- Keinen Schnitt bei Frostmöglichkeit
- Besitzt der Halbstrauch eine bestimmte Form, werden auch neue Triebe gekürzt, welche diese stören
Erhaltungsschnitt
Ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt dient dazu, um das Verholzen von Trieben zu vermeiden, an denen sich keine neuen Triebe bilden und damit die Ernte reduzieren.
Schritt-für-Schritt Anleitung
- Schnittlänge im Frühjahr: circa ein Drittel
- Schnittlänge im Herbst: nur die Triebspitzen
- Nicht in bereits verholzte Pflanzenteile schneiden
- Verwelkte, vertrocknete, erfrorene oder kranke Pflanzenteile entfernen
- Totes Holz abschneiden
Erziehungsschnitt
Der Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler besticht nicht nur als aromatisches Gewürz und als Heilpflanze, sondern zählt auch zu den Ziersträuchern. Sie können ihn normal wachsen lassen oder aber beispielsweise zu einem dekorativen Hochstamm-Strauch „erziehen“. Am idealsten lässt sich dies an einer Pflanze im zweiten Lebensjahr realisieren.
Schritt-für-Schritt Anleitung
- Den kräftigsten Stamm als Ausgangspunkt und Hauptstamm wählen
- Von diesem alle Seitentriebe bis zur gewünschten Höhe abtrennen
- Trennschnitt so weit wie möglich am Stamm ansetzen, um unschöne Vorsprünge zu vermeiden
- Im oberen Bereich Triebe stehen lassen und hier die Spitzen für dichtes Wachstum abschneiden
- Drei bis vier Leitäste auswählen
- Diese um einige Zentimeter kürzen, damit Verzweigungen gefördert werden
- Am Hauptstamm regelmäßig alle neu gewachsenen Triebe abtrennen
Ernteschnitt
Der Ernteschnitt ist die einfachste Art des Schneidens.
- Immer nur mittags schneiden, da das Aroma dann am kräftigsten ist
- Je nach Bedarf nur Nadeln, Treibteile oder ganze Zweige abschneiden
- Bei Zweigabtrennungen etwa einen Zentimeter an der Verästelung stehen lassen
- Benutzen Sie ein scharfes, desinfiziertes Schneidewerkzeug und knicken Sie die Zweige nicht einfach ab
- Nadeln können abgepflückt werden
- Bedienen Sie sich bereits gerupfter Zweige, wenn Sie diese abschneiden möchten, damit ein neuer Austrieb gefördert wird
HINWEIS: Wussten Sie, dass Sie Rosmarin nach dem Ernten nicht abwaschen sollten, wenn Sie diesen trocknen oder einfrieren möchten? Das würde nämlich das Schimmelrisiko erhöhen.
Verjüngungsschnitt
Dient der Rosmarinstrauch überwiegend der Zierde und wird nur selten bis gar nicht geerntet, verdichtet sich das Geäst und Nadelkleid. Das hat zum Nachteil, dass die Pflanze im innenliegenden Bereich nicht ausreichend Licht und Luft erhalten könnte. Ein langsames Absterben wäre schlimmstenfalls möglich, wenn Sie nicht rasch einen Verjüngungsschnitt vornehmen. Ohne Ernte sollte dieser mindestens einmal im Jahr vorgenommen werden.
Schritt-für-Schritt Anleitung
- Ältere Triebe vor allem aus dem inneren Bereich, bis zur Verzweigung abtrennen
- Einjährige Triebe maximal um ein Drittel zurückschneiden
- Äußere Seitentriebe maximal um die Hälfte kürzen
- Oft reicht bereits eine Entfernung der alten Triebe
Gesundheitsschnitt
Wenn sich Pflanzenteile eines Rosmarinstrauchs verfärben oder Verkrüppelungen sichtbar werden, sich Vertrocknungen vermehrt zeigen oder die Pflanze aufgrund hoher Feuchtigkeit unangenehm riecht und an Stabilität verliert, dann könnte daran eine Erkrankung oder ein Schädlingsbefall schuld sein. Insbesondere bei Kräuterpflanzen, die dem Verzehr dienen, ist dies nicht nur unappetitlich, sondern unter Umständen sogar gesundheitsgefährdend.
Es gibt unzählige Produkte, die gegen Schädlinge und bei Erkrankungen helfen, aber ein anschließender Rückschnitt, ist dennoch immer angeraten. Um sicher zu stellen, dass sich keine toten Schädlinge nach einer Bekämpfung auf der Pflanze befinden oder Rückstände von Behandlungsmitteln auf den Nadeln verblieben sind, ist ein Radikalschnitt überwiegend die beste Lösung.
Betrifft es nur einen geringen, abzugrenzenden Teil der Pflanze, reicht in der Regel ein Schnitt aus, der einige Zentimeter unterhalb der betroffenen Pflanzenteile erfolgen sollte.
Radikalschnitt
Bei schweren Erkrankungen oder einem extrem ausgeweiteten Schädlingsbefall, wird in vielen Fällen ein Radikalschnitt erforderlich. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Fäulnis aufgetreten ist, die Wurzel und Stämme erreicht hat.
- Je nach Stammstärke scharfes Messer oder eine Säge bereitlegen
- Schnittwerkzeug zwei Minuten in mindestens 70 prozentigem Alkohol (Isopropanol) desinfizieren
- Alle nicht verholzten Pflanzenteile bis auf zwei oder drei Zentimeter vor Verholzungsbeginn abtrennen
- Verholzungen nur bei absoluter Notwendigkeit kürzen
Bei Fäulnis zusätzlich:
- Rosmarin-Wurzel ausgraben
- Verfaulte, durchnässte und/oder schimmelige Wurzeln abschneiden
- Restliche Wurzeln um ein Drittel kürzen
- 24 Stunden zum Trocknen an die Luft legen
- Danach in frisches Substrat neu einpflanzen
- Zwei bis drei Tage nicht gießen
- Vorerst nicht düngen
Verblühte Blüten schneiden
Die Blütezeit liegt bei Rosmarin in der Regel zwischen Mitte März und Ende Mai. Bei optimaler Pflege und perfekten Standort kann eine zweite Blüte zwischen Juli bis August erfolgen, wenn die abgeblühten Stängel herausgeschnitten wurden.
Die Blüten nehmen auf das Treibwachstum und reichhaltige Nadelbildung oder das Aroma keinen sonderlichen Einfluss, weshalb sie durchaus am Halbstrauch verbleiben können. Nur wenn sie verwelkt sind, sollten sie abgeschnitten werden, da sie die Pflanze unnötig Nährstoffe kosten.
HINWEIS: Rosmarinblüten sind übrigens zum Verzehr geeignet und lassen sich stilvoll als Dekoration für Teller sowie Gerichte nutzen.
Wundversiegelung
Bei unzähligen Pflanzen kommt es durch ein Schneiden zu einem erhöhten Infektions- sowie Blutungsrisiko. Dies ist bei Rosmarin in der Regel nicht der Fall. Hier werden nur unverholzte Pflanzenteile abgeschnitten, auf denen überwiegend keine großen Wundflächen entstehen. Zudem sollten die Schnitte stets schräg ausgeführt werden. Auf diese Weise kann Regen- und Gießwasser abfließen und die Schnittwunden schneller abtrocknen.
Sollte dennoch eine größere Schnittfläche entstanden sein, was meist nur bei hochwüchsigeren Exemplaren vorkommt, ist eine Wundversiegelung empfehlenswert. Dazu ist im Fachhandel ein spezielles Versiegelungswachs erhältlich. Alternativ können Sie auch eine herkömmliche Kerze benutzen, diese anzünden und das Wachs auf die Schnittfläche tropfen lassen. Dieser zersetzt/verläuft mit der Zeit von selbst, so dass Sie keine weitere Mühe damit haben.