Inhaltsverzeichnis
- Wann ist der beste Zeitpunkt?
- Wann ist ein Sommerschnitt angebracht?
- Wann ist ein Winterschnitt sinnvoll?
- Video-Anleitung
- Welche Arten des Rückschnitts gibt es?
- Anleitung für den Erziehungsschnitt:
- Schritt für Schritt – Anleitung für den richtigen Erhaltungsschnitt
- Wann ist ein Verjüngungsschnitt fällig?
- Welches Werkzeug brauche ich für einen Obstbaumschnitt?
- Welche Fehler sollte man beim Obstbaumschnitt vermeiden?
Über den Sinn und Zweck vom Obstbaumschnitt gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Beim idealen Zeitpunkt gehen diese noch weiter auseinander. Wann und und wie oft Sie Ihre Obstbäume tatsächlich schneiden sollten, hängt ganz davon ab, was sie mit dem Schnitt erreichen wollen und welche Bäume Sie haben.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Generell erfolgt der Obstbaumschnitt vom Herbst, wenn das Laub gefallen ist, bis zum Frühjahr, bevor die Bäume neu austreiben. Das gilt für fast alle Obstbäume. Die Kirsche sollte allerdings nach wie vor im Sommer nach der Ernte beschnitten werden. Der ideale Zeitpunkt für den Pfirsich ist dagegen das Frühjahr, im April oder Mai, wenn die Fruchtknospen schon zu sehen sind. Vielleicht haben Sie mal gehört, dass ein Obstbaumschnitt bei Frost den Bäumen schaden könne. Das ist jedoch nur zum Teil richtig. Bis zu – 5 °C sind völlig in Ordnung, erst bei stärkerem Frost sollten Sie auf den Rückschnitt verzichten, damit Ihr Baum nicht leidet.
Kernobst können Sie sehr gut im Winter beschneiden, etwa von Januar bis März. Früher wurde der Obstbaumschnitt fast nur zu dieser Jahreszeit durchgeführt, das gilt inzwischen allerdings nicht mehr als feste Regel. Steinobst wird dagegen im Sommer nach der Ernte geschnitten, die Bäume sind anfälliger für diverse Holzkrankheiten als Kernobst. Heute wird immer mehr darauf geachtet, was jeder einzelne Baum nötig hat. Der Obstbaumschnitt im Winter sorgt für eine reichliche Ernte, denn er fördert den Ansatz von Früchten. Soll Ihr Obstbaum dagegen kräftige neue Triebe bilden, dann ist ein Rückschnitt im Herbst zu empfehlen. Der beste Zeitpunkt für einen Verjüngungsschnitt ist der Winter.
Der ideale Zeitpunkt
- für die Kirsche: nach der Ernte
- für den Pfirsich: April oder Mai
- für sonstiges Steinobst: Sommer
- für Kernobst: Januar bis März
- für reichen Fruchtansatz: Winter
- für eine Beruhigung des Baums: Sommer
- für den Verjüngungsschnitt: Winter
Wann ist ein Sommerschnitt angebracht?
Möchten Sie die Krone Ihres Obstbaums lichten, den Baum in Form bringen oder beruhigen, dann können Sie den Obstbaumschnitt im Sommer durchführen. So gelangt mehr Sonnenlicht in das Innere der Baumkrone, die Früchte gewinnen an Qualität und bekommen eine schönere Farbe. Ein großer Vorteil des Sommerschnitts ist, dass die Schnittwunden viel besser abheilen als zu anderen Jahreszeiten und so die Infektionsgefahr deutlich sinkt. Im Frühjahr oder Herbst ist zum Beispiel die Gefahr einer Pilzinfektion nicht zu unterschätzen, vor allem bei dauerhaft feuchtem Wetter.
Vorteile des Sommerschnitts:
- bessere Wundheilung
- geringere Infektionsgefahr
- Baum treibt im nächsten Frühjahr weniger stark aus
Wann ist ein Winterschnitt sinnvoll?
In früheren Zeiten war der Obstbaumschnitt im Winter üblich, da Landwirte dann die nötige Zeit dafür hatten. Heute wird dagegen oft im Sommer geschnitten. Mit Ausnahme der Kirsche und des Pfirsichs dürfen Sie Ihre Obstbäume jedoch auch weiterhin im Winter schneiden, wenn Ihnen dies zeitlich besser gelegen ist. Außerdem fördert der Schnitt im Herbst oder Winter den Fruchtansatz und die Ernte im nächsten Jahr. Ein weiterer Vorteil des Winterschnitts ist auch, dass die Bäume dann kein Laub tragen und Sie so den Wuchs des einzelnen Triebs leichter erkennen können. Auch der Schnitt selbst ist leichter, denn das Gewicht von Laub wird oft unterschätzt. So brechen im Winter kaum Äste, weil sie zu schwer wären.
Tipp: Beachten Sie besonders, dass ein sehr radikaler Winterschnitt zu einer überreichlichen Triebausbildung führt und Ihr Baum dadurch kaum Früchte ausbilden wird.
Vorteile des Winterschnitts:
- Wuchsform der Krone und einzelner Triebe leichter zu erkennen
- kein zusätzliches Gewicht durch Laub
- eventuell mehr Zeit, da keine anderen Gartenarbeiten anliegen
- fördert den Fruchtansatz
Video-Anleitung
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Welche Arten des Rückschnitts gibt es?
Einen alten Baum beschneiden Sie grundsätzlich anders, als einen jungen Baum. Ein junger Baum sollte jedes Jahr beschnitten werden, damit er gut und richtig wächst, eine stabile Krone bekommt und die Chance auf ein langes Leben. Zwar trägt ein beschnittener Baum erst später, dafür dann aber zuverlässig. Der junge Baum bekommt also einen so genannten Erziehungsschnitt, ein älterer Baum einen Verjüngungs- oder Erhaltungsschnitt. Dieser ist nötig, damit der Apfel oder die Kirsche weiterhin reichlich trägt und die Früchte nicht immer kleiner werden.
Was versteht man unter Mitteltrieb und Leitästen?
Ein Obstbaum sollte im Idealfall nur einen Mitteltrieb haben. Dieser bildet die Spitze Ihres Obstbaumes. Zu den Seiten wählen Sie jeweils drei oder vier kräftige Triebe als Leitäste aus. Beim Erziehungsschnitt achten Sie darauf, dass die Leitäste jeweils auf der gleichen Höhe enden, so kann der Baum sich gleichmäßig entwickeln. Der Mitteltrieb sollte etwa 20 Zentimeter höher enden als die Leitäste.
Anleitung für den Erziehungsschnitt:
- je Seite 3 bis 4 Leitäste auswählen
- Leitäste auf eine Höhe schneiden
- Mitteltrieb etwa 20 cm höher abschneiden als die Leitäste
- Konkurrenztriebe entfernen
Schritt für Schritt – Anleitung für den richtigen Erhaltungsschnitt
Wie oft Sie einen Obstbaumschnitt durchführen hängt von der Art des Baumes und seinem Alter ab. Junge Bäume sollten Sie unbedingt jährlich schneiden, bei älteren können Sie unter Umständen auch mal ein Jahr auslassen. Zuerst schneiden Sie die Konkurrenztrieb ab. Das sind Triebe, die drohen, den Mitteltrieb oder die Leitäste zu überwachsen. Anschließend schneiden Sie alle Wasserschosse ab. Diese nahezu senkrecht wachsenden Triebe tragen sowieso keine Früchte. Danach schneiden Sie herabhängende abgetragene Äste und Zweige ab, auch diese werden nicht mehr tragen. Zum Schluss lichten Sie die Krone noch etwa aus, sollte sie immer noch zu dicht sein. Eine alte Gärtnerregel besagt, dass ein Apfel(-Baum) dann richtig beschnitten ist, wenn Sie eine Mütze durch die Krone werfen können, ohne dass diese im Baum hängen bleibt.
Schrittweise Anleitung in Kurzform:
- Konkurrenztriebe entfernen
- senkrechte Triebe oder Wasserschosse schneiden
- herabhängende, abgetragene Zweige entfernen
- eventuell Krone weiter auslichten
- Mütze durch die Krone werfen 😉
Wann ist ein Verjüngungsschnitt fällig?
Haben Sie Ihren Obstbaum einige Jahre gar nicht beschnitten, dann ist es vermutlich höchste Zeit für einen Verfügungsschnitt. Der Baum beginnt nämlich langsam zu vergreisen. Er trägt vermutlich nur noch kleine Früchte und diese hängen so weit oben, dass sie kaum geerntet werden können. Außerdem wird der Apfel oder die Kirsche kaum junge Triebe haben. Ein kräftiger Verjüngungsschnitt regt den alten Baum an, wieder neue Triebe auszubilden, vorausgesetzt, die Vergreisung ist noch nicht zu weit fortgeschritten. Im Gegensatz zum Erhaltungsschnitt dürfen beim Verjüngungsschnitt auch größere Äste entfernt werden, vor allem dann, wenn sie die bisherigen Leitäste überragen. Droht ein Astbruch oder ist die Statik sehr unausgewogen, dann dürfen auch die Leitäste selbst gekürzt werden.
Welches Werkzeug brauche ich für einen Obstbaumschnitt?
Für junge Triebe können Sie eine gute Gartenschere verwenden. Am besten besorgen Sie sich beide Arten, vielleicht auch in unterschiedlichen Größen. Eine Bypass-Schere hat zwei aneinander vorbei gleitende Klingen. Sie eignet sich wegen ihrer exakten Schnittführung besonders für frische junge Triebe beziehungsweise lebendes Holz. Eine Amboss-Schere ist dagegen für ältere und sehr harte Triebe die bessere Wahl, weil die Klinge bei dieser Schere nicht eingeklemmt werden kann.
Für schwer zugängliche Äste brauchen Sie eine kompakte Klappsäge, die auf Zug schneidet. Das spart Ihnen beim Sägen von frischem Holz viel Kraft. Eine Bügelsäge mit verstellbarem Sägeblatt eignet sich hervorragend, um damit exakt entlang eines Astrings zu sägen. Haben Sie ein Modell mit langem Stiel, dann können Sie damit bequem vom Boden aus arbeiten. Das mindert die Verletzungsgefahr beim Obstbaumschnitt erheblich. Mit einer kurzen Stichsäge können auch an Sie engen Stellen ohne Probleme arbeiten. Sorgen Sie dafür, dass all Ihre Schneidwerkzeuge immer scharf und sauber sind, bevor Sie diese in Gebrauch nehmen.
Welche Fehler sollte man beim Obstbaumschnitt vermeiden?
Damit der Obstbaumschnitt auch die gewünschten Erfolge zeigt, sollten Sie einige Dinge beachten. Schneiden Sie weder an sehr heißen Tagen noch bei anhaltendem Regen. Ideal sind bedeckte aber trockene Tage. Bei zu großer Hitze könnten die geschnittenen Triebe austrocknen und schlimmstenfalls sogar absterben. Feuchtigkeit verhindert dagegen eine gute Wundheilung und fördert Pilzinfektionen. Verwenden Sie unbedingt sauberes und scharfes Werkzeug (Baumschere oder Säge) für Ihren Obstbaumschnitt, damit die Triebe nicht gequetscht werden, sondern glatt abgeschnitten oder -gesägt. Unsaubere Schnittkanten bilden eine hervorragende Eintrittspforte für Pilze und andere Keime. Vermeiden Sie auch unbedingt zu radikale Schnitte, es dauert unter Umständen einige Jahr, bis sich Ihr Obstbaum von diesem Schnitt erholt.
Hinweis: Radikale Rückschnitte an Ihren eigenen Bäumen dürfen Sie nicht nach Belieben durchführen, diese sind zum Schutz von nistenden Tieren nur von Ende September bis zum 1. März erlaubt. Für radikale Schnitte außerhalb der erlaubten Zeiten benötigen Sie eventuell eine Sondergenehmigung. Erkundigen Sie sich unbedingt bei Ihrer Gemeinde, was erlaubt ist und was nicht, sonst riskieren Sie unter Umständen ein hohes Bußgeld.
Sollte man verblühte Blüten abschneiden?
Welke Blüten sollten Sie bei Ihren Obstbäumen im Prinzip nicht abschneiden, denn daraus entwickeln sich die Früchte. Beim Apfel geschieht es sogar oft, dass dieser junge Früchte schon im Frühjahr abwirft, wenn zu viele Blüten erfolgreich befruchtet wurden. Sie müssen sich über die Blütenmenge also keine Gedanken machen. Tote und vor allem kranke Äste sollten Sie allerdings zu jeder Jahreszeit so bald wie möglich entfernen. Sonst können sich eventuell vorhandene Infektionen unkontrolliert weiter ausbreiten und auch auf andere Bäume übergehen.