Schon seit über 100 Jahren erfreuen sich deutsche Gärtner am Säulenobst. Mit ihrer schlanken, platzsparenden Form sind sie der ideale Obstbaum für den Balkon und die Terrasse, da sie äußerst gut in Kübeln wachsen. Essentiell für das Säulenobst ist der richtige Schnitt, der je nach Art des Obstbaums unterschiedlich ist.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Es gibt keinen direkten Zeitpunkt im Jahr, an dem die unterschiedlichen Obstbäume geschnitten werden. Jede Art erhält den Schnitt zu einem anderen Zeitpunkt und das Schneiden läuft ebenfalls anders ab. Da sich beim Säulenobst zwei verschiedene Wachstumsgruppen finden, muss dies ebenfalls beachtet werden. Zum einen sind das die klassischen Baumarten, die rein über den Schnitt und eine selektive Auswahl als Säule geformt werden und zum anderen Säulenäpfeln, die genetisch in die Höhe und nicht die Breite wachsen und ihre Früchte direkt am Stamm tragen. Sie sehen Apfelbäumen, die als Schlanke Spindel gezogen wurden, zum Verwechseln ähnlich, erreichen diese Form aber ohne Hilfe. Folgend die Zeitpunkte für die unterschiedlichen Säulenobst-Schnitte:
- Genetische wachsende Säulenäpfel (darunter die Arten Golden Gate, Arbat oder Red River): kein Schnitt notwendig, nur regelmäßige Pflege
- Andere Säulenäpfel: Mitte bis Ende Juni
- Brombeeren: Oktober nach der Ernte
- Aprikosen: Juni
- Kirschen: Mitte bis Ende Juli
- Birnen: Mitte bis Ende Juni
- Himbeeren: März bis April
- Stachelbeeren: regelmäßiger Pflegeschnitt über das Jahr verteilt
- Nektarinen: zwei- bis dreimal über den Sommer verteilt
- Zwetschgen: Juni
Hinweis: Selbst wenn Sie Ihr Säulenobst in einem Topf oder Kübel halten, müssen Sie die Schnittzeiten einhalten, um den Wuchs der Obstsorten zu regulieren. Sie erkennen das Verpassen eines Schnitts vor allem an seitlich abstehenden Trieben, die stark die Ästhetik der Sorte einschränken können.
Video-Anleitung
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Der richtige Schnitt
So wie die unterschiedlichen Obstsorten einen anderen Zeitpunkt für den Schnitt haben, unterscheidet sich dieser entsprechend der Pflanzenart. Ein klassischer Formschnitt ist bei Säulenobst nicht notwendig, da sich die Bäume und Sträucher klein gehalten werden und dazu eine einfache Form annehmen, die wenig Platz benötigt. Die einzelnen Schnitte gliedern sich wie folgt:
- Pflegeschnitt: Äpfel, Aprikosen, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Nektarine
- Rückschnitt: Brombeere, Himbeere
- Regelmäßige Pflege: Stachelbeeren, genetisch bedingte Säulenäpfel
Pflegeschnitt
Wann der Pflegeschnitt angewandt werden darf ist sehr wichtig bei der Säulennektarine. Diese darf nämlich nicht als Jungpflanze mit dem Pflegeschnitt versehen werden, sondern erst nachdem sie ihre charakteristische Tannenform erreicht hat. Diese tritt meist nach zwei bis drei Jahren ein. Der Pflegeschnitt der oben genannten Arten funktioniert wie folgt:
- Da es sich bei diesen Säulenobstarten um Stein- und Kernobst handelt, sind die Zweige dicker und erfordern daher eine kräftige Gartenschere. Diese muss vorher unbedingt gereinigt werden, damit sich beim Schnitt keine Nachwirkungen zeigen. Das ist vor allem wichtig bei Scheren, die Sie vorher zum Schneiden von verfaultem oder erkranktem Pflanzenmaterial genutzt haben.
- Beim Pflegeschnitt kürzen Sie ausschließlich die Seitentriebe. Diese reichen völlig aus, um den Obstbäumen ihre Form zu ermöglichen. Da diese offensichtlich von der Pflanze abstehen, erweist es sich nicht als schwer, diese zu finden.
- Schneiden Sie die seitlichen Triebe gründlich bis auf zwei bis drei Augen zurück. Bei Nektarinen werden die Triebe um drei bis vier Blattansätze gekürzt, was den Baum in Form hält.
- Nach dem Pflegeschnitt sollten Sie das Pflanzenmaterial entfernen. Aus den geschnittenen Trieben wird sich anschließend je nach Art Fruchtholz entwickeln, das im folgendem Jahr neue Früchte tragen wird.
- Pflegen Sie das Säulenobst nach dem Schnitt entsprechend den Bedürfnissen der einzelnen Sorten.
Tipp: Sie können den Pflegeschnitt auch benutzen, um das Obst entsprechend zu kürzen. Dazu schneiden Sie einfach die obersten Triebe der Pflanze ebenfalls aus die genannte Augenzahl herunter und wiederholen das zum nächsten Schnittzeitpunkt so häufig wie gewünscht.
Rückschnitt
Der Rückschnitt ist einer der wichtigsten Schnitte für Beerenobst und hilft dabei, neue Triebe aus den geschnitten Stellen zu bilden, die für die Bildung der Beeren zuständig sind. Aus diesem Grund muss der Schnitt äußerst gründlich erfolgen und ist die beste Methode, um das Säulenobst frisch und saftig zu halten. Hier eine Anleitung:
- Nutzen Sie eine Gartenschere, die sich leicht bedienen lässt, da Beerensträucher häufig viele Zweige und Triebe haben, die beschnitten werden müssen. Nutzen Sie je nach Art der Säulen-Himbeere- oder Brombeere Handschuhe, denn sie könnten noch Stacheln tragen.
- Geschnitten wird bei der Himbeere erst im zweiten Jahr, die Brombeere kann schon im ersten Jahr einem Schnitt unterzogen werden.
- Die neuen Seitentriebe bei der Brombeere werden auf zehn Zentimeter gekürzt, während bei der Himbeere alle Zweige aus dem Vorjahr kräftig gekürzt werden. Dabei müssen Sie nicht zärtlich vorgehen, der starke Rückschnitt ermöglicht das schnelle Austreiben neuer Zweige.
- Achten Sie beim Schnitt der Himbeere darauf, dieser eine Form zu geben. Das heißt, die Seiten werden stärker gekürzt.
- Schwache Triebe der Brombeere entfernen Sie komplett.
Regelmäßige Pflege
Die regelmäßige Pflege ist eine gute Methode, um die ursprünglichen Apfelsorten und die Stachelbeeren über das Jahr verteilt von altem und abgeknicktem Gehölz zu befreien. Diese Form der Pflege wird nicht im Winter durchgeführt, da dies die Pflanze schwächen würde, doch ist das möglich von Frühling bis in den Herbst. Für die Stachelbeeren müssen Sie altes Holz immer wieder aufs Neue entfernen, ebenso wie bei den Apfelsorten, doch ist das hier äußerst selten. Diese Apfelsorten erhalten sich sehr gut selbst und benötigen kaum Schnittpflege, wenn der Standort, das Gießen und Düngen stimmen. Entfernen Sie das Altholz der Stachelbeeren, welches vertrocknet ist und dunkel wirkt, bodeneben, um den neuen Trieben Platz zu schaffen. Das geschieht ebenfalls durch eine Schere. Handschuhe benötigen Sie dabei nicht. Die Apfelsorten schneiden Sie wie beim Pflegeschnitt maximal um zwei bis drei Augen zurück.
Was tun bei verwelkten Blüten?
Da Säulenobst nach der Ernte keine Blüten mehr trägt, entstehen auch keine verwelkten Blüten. Kommt es jedoch nicht zu einer Bildung von Früchten, kann es passieren, dass Blüten verwelken. Das ist immer ein Anzeichen für Krankheiten, einen Schädlingsbefall oder andere Problematiken, die während der Blütezeit auftreten können. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild der jeweiligen Pflanze und kümmern Sie sich dementsprechend darum. Je nach Art des Befalls ist das Schneiden der verwelkten Blüten notwendig, doch ist das abhängig von der Ursache.