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Orchideen oder Rosen? Beide werden als die Königinnen der Blumen bezeichnet. Orchideen gibt es in etwa 1.000 Gattungen mit rund 30.000 Arten. Da die Pflanzen als exklusives Geschenk gelten, will der Hobbygärtner seine Orchidee möglichst lange kultivieren. Und nach der Blüte stellt sich die Frage: Muss die Orchidee geschnitten werden? Wir geben eine kleine Anleitung, wie Sie Ihre Orchidee richtig schneiden.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Den richtigen Zeitpunkt für den Schnitt von Trieben, Blättern und Blütenständen gibt nicht der Kalender, sondern die Orchidee vor. Sie können Ihre verblühte Orchidee schneiden, wenn:
- ein Blatt vollkommen abgestorben ist
- der Trieb vergilbt und eingezogen ist
- verblühte Blüten eines Hauptschaftes abgeworfen wurden
Bei Orchideenarten mit Bulben treten diese Anzeichen in der Regel im Frühjahr nach der Wachstumspause im Winter auf. Handelt es sich um Arten ohne Bulben, kann der richtige Zeitpunkt nicht nach dem Kalender ermittelt werden.
Hinweis: Bulben sind Nährstoffspeicher der Pflanze, die sich oft am unteren Blattende befinden und leicht verdickt sind.
Warum Orchideen schneiden?
Orchideen werden hauptsächlich wegen der Optik und aus Platzgründen geschnitten. Da sich die Pflanze auf natürliche Weise von überflüssigen Teilen entledigt, ist ein Rückschnitt nicht zwingend notwendig.
Hinweis: Eine Ausnahme ist natürlich der Befall von Schädlingen, in diesem Fall müssen gegebenenfalls alle kranken Teile abgeschnitten werden.
Orchideen werden im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen durch das Schneiden nicht üppiger. Auch wird das Wachstum nicht angeregt. Weiter kann nicht garantiert werden, dass ein Schnitt die Pflanze zu mehr Blüten anregt.
Schnittfehler
Orchideen sind äußerst empfindliche Pflanzen, die das Schneiden nicht sehr gut vertragen. Daher sollten Schnittfehler unbedingt vermieden werden. Deswegen:
- niemals grüne Pflanzenteile abschneiden (Ausnahme Schädlingsbefall)
- Luftwurzeln, wenn überhaupt, nur mit Bedacht schneiden
Auch spielt das Schneidewerkzeug bei der Orchidee eine wichtige Rolle. Am besten wird es vor jedem Schnitt desinfiziert. Achten Sie auch darauf, dass das Werkzeug richtig scharf ist. Idealerweise verwenden Sie für den Schnitt eine spitze Schere oder ein Skalpell.
Tipp: Muss eine kranke Orchidee geschnitten werden, sollten Sie das Schneidewerkzeug vor jedem einzelnen Schnitt desinfizieren.
Ein- und mehrtriebige Orchideen
Orchideen werden in ein- und mehrtriebige Arten eingeteilt. Damit ist allerdings nicht nur die Zahl von Trieben gemeint, sondern auch die Anzahl der Neutriebe aus ein und demselben Trieb. Deswegen muss bei der Anleitung für den Schnitt von Blütenständen zwischen den beiden unterschiedlichen Arten unterschieden werden.
Mehrtriebige Orchidee
Eine verblühte Orchidee sieht nicht gerade hübsch aus. Hat die Pflanze die Blüten abgeworfen, bleibt nur mehr ein kahler Stängel übrig. Bei mehrtriebigen Pflanzen, wie zum Beispiel der Sorte Phalaenopsis, sollten Sie dennoch auf einen Schnitt erst einmal verzichten, da sich neue Blüten oder ein Seitentrieb aus einem Auge am Stängel bilden können. Ob dies der Fall ist, zeigt sich nach ungefähr drei Wochen. Geben Sie also der Pflanze Zeit für das Wachstum.
Geschnitten wird der abgeblühte Stängel erst, wenn er:
- sich vollkommen gelb oder braun verfärbt hat
- vollkommen vertrocknet ist
Hat sich nur ein Teil verfärbt, oder ist nur die Spitze eingetrocknet, wird nur dieses Stück entfernt. Setzen Sie dazu den Schnitt knapp über dem grünen Teil des Stängels an, denn in grüne, also lebende Teil der Pflanze darf nicht hineingeschnitten werden. Der Abstand zu Auge spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wichtig bei diesem Vorgehen ist allerdings, dass der Stängel noch ein Auge für den Neuaustrieb besitzt.
Eintriebige Orchidee
Bei eintriebigen Orchideenarten, wie zum Beispiel Cymbidium oder Cattleya, kommen aus den verblühten Blütenständen keine neuen Triebe oder gar Blüten nach. Für die neue Blüte entwickelt die Pflanze einen neuen Trieb. Deswegen kann der abgeblühte Stängel ohne Bedenken abgeschnitten werden. Für die Pflanze ist es jedoch besser, wenn auch hier gewartet wird, bis sich der Stängel verfärbt hat oder vollständig eingetrocknet ist.
Tipp: Wenn Sie sich mit dem Schneiden Zeit lassen, können Sie den vertrockneten Stängel auch herauszupfen. Da dabei keine Reste übrig bleiben, ist das Herausziehen für die Pflanze die gesündere Methode, den Stängel zu entfernen.
Blätter
Sollen die Blätter von Orchideen geschnitten werden, werden ein- und mehrtriebige Arten gleich behandelt. Für beide gilt, dass ein Schnitt nicht zwingend erforderlich ist. Was das Schneiden betrifft, wird ähnlich wie bei den Blütenständen vorgegangen:
- nur vollständig verfärbte oder vertrocknete Blätter entfernen
- Blatt besser mit einem Ruck herausziehen als abschneiden
Tipp: Sollten Sie sich das Herausziehen nicht zutrauen, dann verwenden Sie eine spitze Schere, um das Blatt zu entfernen. So können sie es möglichst tief abschneiden, ohne die lebenden Pflanzenteile zu beschädigen.
Bulben
Grundsätzlich sollten Orchideenbulben nur in Ausnahmefällen entfernt werden, da sie wichtige Nährstoffspeicher für die Pflanzen sind. So kann geschnitten werden, wenn:
- umgetopft wird
- eine kompakte Pflanze erwünscht ist
- die Bulbe keine Blätter mehr trägt (Optik)
Zum Schneiden der Bulben verwenden Sie unbedingt desinfiziertes, scharfes Schneidewerkzeug, da sie in den lebenden Teil der Pflanzen eingreifen. Auch sollten Sie die feuchten Schnittflächen richtig desinfizieren und versorgen, damit sich keine Schädlinge einnisten können.
Tipp: Nach dem Rückschnitt muss die Pflanze noch über mindestens fünf Bulben verfügen, damit sie überleben kann.
Wurzeln
Bei Orchideen wird zwischen Wurzeln im Substrat und Luftwurzeln, die über dem Substrat wachsen, unterschieden. Wurzeln werden geschnitten, wenn beim Umtopfen folgende Merkmale zu sehen sind:
- vertrocknet
- welk
- schmierig
Alle diese Wurzelenden müssen vor dem Neueinsetzen entfernt werden. Wie bei den oberirdischen Teilen der Pflanze gilt auch hier: In gesunde Wurzelteile darf nicht hineingeschnitten werden.
Tipp: Ist die eine Wurzel welkt oder schmierig muss oft auch in den lebenden Teil geschnitten werden. In diesem Fall sollten Sie die Schnittfläche entsprechend versorgen.
Luftwurzeln
Ob man die Luftwurzeln einer Orchidee überhaupt beschneiden darf, wird in der Fachwelt heftig diskutiert. Da sie die Pflanze mit Wasser, Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, sind sie für die Pflanze wichtig, und sollten nicht abgeschnitten werden. Da sie allerdings für die Optik oft als störend empfunden werden, wollen Orchideenbesitzer gern zu Schere greifen. Dies sollten Sie nur in Ausnahmefällen tun, wenn die Luftwurzel:
- vertrocknet und innen hohl ist
- aufgeweicht und faulig ist
Eine gesunde Luftwurzel ist prall gefüllt und hat eine weiße oder grüne Farbe. Wenn Sie sich unsicher sind, ob die Luftwurzel noch der Versorgung der Pflanze dient, können Sie dies einfach überprüfen:
- verdächtige Luftwurzel mit Wasser besprühen
- bei grüner oder weißer Verfärbung an der Spitze ist die Luftwurzel gesund
Tipp: Bevor Sie die Luftwurzel entfernen, stellen Sie ein Gefäß mit Wasser neben der Orchidee auf. So können sich die Wurzeln wieder erholen.
Ist der Schnitt notwendig, dann sollten Sie nur wenige Wurzelstränge entfernen, damit der Pflanze noch genügend Möglichkeiten für die Nährstoffaufnahme bleiben.
Mangelerscheinungen beseitigen
Das Bilden von Luftwurzeln bei Orchideen ist ein natürlicher Vorgang. Er kann allerdings gestoppt werden. In erster Linie sollte das Substrat durch Düngen und die Luftfeuchtigkeit erhöht werden. Denn oft ist ein vermehrtes Auftreten ein Anzeichen für Mangelerscheinungen. Wird der Mangel ausgeglichen, stellt die Pflanze die Bildung dieser Närhstoffversorgung ein und bestehende Wurzeln vertrocknen. Diese können dann leicht abgezupft werden, da sie von der Pflanze nicht mehr gebraucht werden.
Schnittrisiken
Da die Orchidee von Natur aus keinen Schnitt benötigen, ist ein Schnitt zwecks der Optik immer mit Risiken für die Pflanze verbunden. Dazu gehören:
- Blüte bleibt dauerhaft aus
- Nährstoffvorrat der Pflanze geht verloren, die Orchidee geht ein
- Schnittflächen erleichtern das Eindringen von Schädlingen
- Gefahr von Fäulnis oder Schimmel
- Krankheitsgefahr wird allgemein erhöht
Damit sich die Orchidee auch nach dem Schnitt wohl fühlt, sollten Sie die gegebene Anleitung befolgen und nicht vergessen, die Schnittwunden versorgen.
Tipp: Oft reicht dafür neben einer guten Belüftung auch ein Abreiben der Schnittwunde mit Zimt.