Mirabellen sind eine Pflaumenart. Die kleinen gelben Früchte wachsen an strauchartig ausladenden Gehölzen. Für lang anhaltend gute Erträge braucht die Pflanze Pflege, zu der auch der richtige Schnitt gehört. Wird an dieser Stelle nicht ordentlich gearbeitet, leidet die Ausbildung von Blüten. Das beeinflusst die Ernte negativ.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
März / April: bester Zeitpunkt für einen stärkeren Rückschnitt
Juni / Juli: idealer Zeitpunkt für einen leichteren Formschnitt
Im Unterschied zu anderen Obstgehölzen bietet sich für den Mirabellenbaum kein Schnitt während der Vegetationsruhe an. Bei einem Schnitt im Winter wächst die Gefahr, dass:
- Schnittwunden langsam und wesentlich schlechter verheilen
- die Gefahr einer Erkrankung der Rinde ansteigt
- Parasiten die Pflanze durch ungenügend verheilte Schnittstellen befallen
- starker Frost unterhalb der Schnittstellen das Gewebe stark schädigt
Wussten Sie eigentlich, dass ein Mirabellenbaum ohne Schnitt zwar viele kräftige und lange und kräftige Äste ausbildet? Diese tragen dann bereits früh zahlreiche Früchte, neigen aber dazu, irgendwann unter der Last zu kippen. Dazu kommt, dass diese Äste nach etwa vier bis fünf Jahren zum Vergreisen neigen.
Die Schnittarten
Für den Schnitt von Mirabellenbäumen spielt nicht nur das Wann sondern auch das Wie eine große Rolle. Eine Mirabelle muss, wie die Mehrzahl der Obstgehölze, verschiedene Schnittarten über sich ergehen lassen. Diese Arten des Schneidens unterscheiden sich je nachdem, welchen Zweck der Pflanzenfreund mit ihnen erreichen will.
Formschnitt
Zweck: Der formende Schnitt legt das Grundgerüst des Gehölzes fest. Das kann etwa ein Hochstamm oder ein Halbstamm sein. Auch zu einem breit ausladenden strauchartigen Kleinbaum kann ein Mirabellenbäumchen geformt werden. Zum formenden Schnitt gehört auch der Pflanzschnitt. Diese Schnittart wird noch vor dem Auspflanzen angewendet.
Form- und Pflanzschnitt in der Baumschule
Lassen Sie den Pflanzschnitt am besten bereits in der Baumschule vornehmen. Dort haben die Mitarbeiter Erfahrung mit dem formenden Schnitt an wurzelnackten Gehölzen. Wollen Sie selbst einen Pflanzschnitt ausführen, achten Sie auf ein gutes Verhältnis zwischen Wurzel und Krone. Kürzen Sie bei Bedarf die Wurzeln ein wenig ein und schneiden Sie die Krone des Mirabellenbäumchens um ein Drittel zurück.
Fruchtholzschnitt
Zweck: Diese Schnittart sorgt dafür, dass sich zahlreich junge Triebe und Blüten ausbilden und der Fruchtertrag erhöht wird
Wächst der Mirabellenbaum stark, bildet aber kaum noch Knospen, ist es Zeit für einen Fruchtholzschnitt. Holztriebe bilden nämlich nur Blattknospen aus. Blüten dagegen entstehen aus Fruchtholz. Mit dem Fruchtholzschnitt stellt der Pflanzenfreund wieder das richtige Verhältnis her.
- Einen kräftigen Mirabellenbaum schneiden Sie nur mäßig.
- Einen schwächeren Mirabellenbaum schneiden Sie stärker.
- Fruchtholz senkt sich im Lauf der Zeit stark nach unten.
- Hängende Astpartien bekommen dann nicht mehr ausreichend Wasser und Nährstoffe.
- Die Funktion des Frucht-Astes übernehmen deshalb Neutriebe.
- Sie bilden sich am Scheitelpunkt eines Frucht-Astes.
- Bis zu diesem Trieb darf der alte Frucht-Aast zurückgeschnitten werden.
- Das sollten Sie zur Behandlung von Schnittwunden wissen
- Wie werden Schnittwunden nach einem Baumschnitt behandelt?
Video-Anleitung
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Anleitung für einen Erziehungsschnitt
Zweck: Mit einem erziehenden Schnitt verschafft der Gärtner der Pflanze ein stabiles Grundgerüst. Ein solches Grundgerüst sorgt dafür, dass sich das Gehölz nutzbringend entwickelt. Es besteht aus einem Hauptstamm, Gerüst-Ästen und Frucht-Ästen aufzubauen.
Mit dem ersten Erziehungsschnitt legt der Pflanzenfreund die Zahl der Leit-Äste und ihre Stellung zum Hauptstamm fest. Beschränken Sie sich auf drei bis vier Leit-Äste. Sie sollten sich gleichmäßig um den mittleren Trieb anordnen. Ein idealer Leit-Ast steht in einem Winkel von 45 Grad zum Stamm. An jedem Leit-Ast befinden sich am besten 6 bis 8 kräftige Seitentriebe.
So erziehen Sie das Mirabellenbäumchen:
- setzen Sie den ersten erziehenden Schnitt kurz nach der Pflanzung
- ein guter Zeitpunkt ist nach der Blüte
- erziehen Sie die Pflanze regelmäßig in den folgenden vier bis fünf Jahren
- dazu kürzen Sie die Leit-Äste regelmäßig um etwa ein Drittel ein
- die Spitzen der Triebe in der oberen Ebene sollten sich am besten kurz unter der Stammspitze befinden
- das letzte Auge zeigt am besten nach außen
- entfernen Sie überschüssige Triebe
- Wasserschosse wachsen steil nach oben, kosten die Pflanze Kraft und können weg
- alle Triebe, die unterhalb von Leit-Ästen wachsen, werden ebenfalls entfernt
- unangetastet bleibt der Haupttrieb
Anleitung für einen Erhaltungsschnitt
Zweck: Ein in regelmäßigen Abständen gesetzter Lichtungsschnitt sorgt dafür, dass das Obstgehölz nicht aus seiner Form gerät. Er wirkt der Vergreisung von Ästen und Trieben und einer Verdichtung der Krone entgegen. Letzteres ist wichtig, damit Blüten und Früchte für ihre gedeihliche Entwicklung ausreichend Licht bekommen.
Nach fünf Jahren ist die Erziehung des Mirabellenbaumes abgeschlossen. Dann hat der Mirabellenbaum die gewünschte Höhe erreicht und eine schön geformte Pyramidenkrone ausgebildet. Ab jetzt braucht das Gehölz regelmäßig einen Erhaltungsschnitt. Dieser Schnitt wird direkt nach der Blüte gesetzt.
Ziel beim Erhaltungsschnitt:
- Gesunderhaltung des Baumes
- Bildung von neuem Fruchtholz
- Gewährleistung hoher Erträge
Alle abgestorbenen Triebe werden beim Erhaltungsschnitt herausgeschnitten. Auch die nach innen wachsenden Triebe müssen weichen. Was sich kreuzt, muss weg! Deswegen ist der Erhaltungsschnitt auch als Auslichtungsschnitt oder Lichtungsschnitt bekannt. Auch in den nächsten Jahren bilden sich am Mirabellenbaum zahlreiche Wasserschosser. Die steil nach oben wachsenden Triebe rauben dem Mirabellenbaum die Kraft. Deshalb müssen Sie diese regelmäßig nach der Blüte herausschneiden.
Typischer Fehler
Viele Hobbygärtner achten kaum auf die Triebe, die der Mirabellenbaum aus seinen Wurzeln entwickelt. Dabei sind auch diese wilden Triebe Konkurrenz für die fruchttragenden Bereiche des Gehölzes. Sie werden deshalb bis an den Stamm heranreichend zurückgeschnitten.
Anleitung für einen Verjüngungsschnitt
Setzen Sie einen Verjüngungsschnitt im zeitigen Frühjahr. Wichtig ist dieser kräftige Rückschnitt bei alten Pflanzen. Auch Gehölze, die lange vernachlässigt wurden, brauchen einen starken Schnitt zur Verjüngung. Ist die Bildung von neuen Trieben erst einmal zum Stillstand gekommen, ist nur ein kräftiger Rückschnitt die Lösung. Ziel sollte eine locker luftige Krone sein. Das regt das Gehölz an, erneut Triebe, Blüten und Früchte auszubilden. Ein Verjüngungsschnitt gehört zu den kräftigeren Schnittarten. Was weg ist, ist dann auch wirklich weg. Lassen Sie sich vor dem Schneiden deshalb ein wenig Zeit und planen Sie gewissenhaft, wie die Krone Ihres Mirabellenbaumes am Ende aussehen soll.
So gehen Sie vor:
- Schneiden Sie alle Äste heraus, die das harmonische Bild stören
- der Schnitt darf bis in das alte Holz reichen
- entfernen Sie abgestorbene Äste
- Schneiden Sie auch Äst heraus, die in die Krone hineinragen
- Achten Sie auf Wasserschosse und entfernen Sie diese
Wussten Sie eigentlich, dass ein starker Rückschnitt auch einen starken Austrieb nach sich zieht. Ein schwacher Schnitt lässt mehr Knospen entstehen. Die Neutriebe, die daraus entstehen, sind schwach. Knospen, die hoch stehen, treiben ebenfalls stärker aus. Die Folge: Die Krone bildet sich unregelmäßig aus. Schneiden Sie also immer die komplette Krone und nicht nur einzelne Bereiche.
Typische Schnittfehler
- falsches Absägen und Abschneiden von Ästen
- nicht auf Astring schneiden
- zu dicht an oder über einer der Blattknospe schneiden
- Schlitz-Äste stehen lassen
Was heißt „abschneiden auf Astring“?
Zwischen Ast und Stamm besteht der Übergang aus einer runden Wulst. Bei einem Rückschnitt darf dieser Astring nicht verletzt werden. Ansonsten könnte die Rinde einreißen. Im Gegenzug dürfen keine langen Haken des abgeschnittenen Astes am Stamm bleiben Hier dringen unter Umständen Schädlinge und Krankheitserreger ein. Fachgerecht auf Astring schneidet man, wenn man die Säge knapp vor der Wulst ansetzt, jedoch nicht hinein schneidet.
Was ist ein Schlitz-Ast?
Schlitz-Äste bilden Obstgehölze schon in frühen Jahren. Das sind Seiten-Triebe, die aufrecht stehen. Sie sind nur teilweise am Stamm angewachsen. Bei einer späteren Belastung brechen sie aus. Ein Schlitz-Ast bricht ab, selbst wenn man vorsichtig daran zieht.
Schneiden Sie Äste nicht sofort komplett ab:
- lassen Sie erst einmal circa 20 Zentimeter stehen
- sägen Sie den Ast dann von unten zu einem Drittel an
- sägen Sie danach den Ast von oben ab
Mit dieser Vorgehensweise nehmen Sie die Last von dem Ast. Er kann während des Schneidens nicht ausreißen. Erst wenn eine Schnittwunde am Gehölz einen Durchmesser über 20 mm aufweist, muss der Pflanzenfreund eingreifen. In dem Fall hilft ein scharfes Messer, dessen Klinge mit einem hochprozentigen Alkohol desinfiziert wurde, Damit werden die Wundränder geglättet und danach mit Baumwachs bestrichen. Mit Asche von Holzkohle oder einem Gesteinsmehl wird der Bereich in der Schnittwunde bestäubt.
Wussten Sie eigentlich, dass man nach einem Rückschnitt die Wunden nicht mehr vollkommen versiegelt? Im Innern des Wundbereiches könnten sich Fäulnis bilden.