Das Klima unseren Breiten stellt den Marillenbaum die Probe. Stammt er doch ursprünglich aus südlichen Gefilden. Bei seiner Pflege braucht ein Aprikosenbäumchen deshalb etwas mehr Aufmerksamkeit als ein heimisches Obstgehölz. Macht der Gärtner beim Schneiden alles richtig, belohnt ihn die Marille mit herrlichen Blüten und saftigen Früchten.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Marillenbäume gehören zum Steinobst. Diese Obstgehölze vertragen einen Schnitt an zwei recht unterschiedlichen Terminen im Jahr: einen Winterschnitt und einen Sommerschnitt.
- März: Der Winterschnitt
- Juli / August: Der Sommerschnitt
Winterschnitt
Normalerweise reicht der Zeitraum für einen Winterschnitt bei Obstbäumen von November bis März. Das ist die vegetationslose Zeit. Wann bei Marillenbaum der Winterschnitt erfolgen soll, ist jedoch etwas klarer eingegrenzt. Weil der Baum empfindlich ist, darf ein Winterschnitt nur im März erfolgen. In den kalten Monaten davor würden die Schnittwunden beim Aprikosenbaum nicht schnell genug verheilen. Krankheitserreger könnten bei einem Schnitt in diesem Zeitraum leichter eintreten. Im März hat der Winterschnitt noch immer seinen großen Vorteil: Die Blätter am Baum fehlen. Das ermöglicht einen freien Blick auf das Gerüst der Äste.
Grundsätzliches beim Winterschnitt:
- Entfernen Sie hauptsächlich einjährige Langtriebe
- diese weisen meist nur Blattknospen auf
- Blütenknospen entwickeln sich an den Kurztrieben vom zwei- und mehrjährigen Holz
- ein Schnitt der Langtriebe fördert das Wachstum der Blütentriebe
Sommerschnitt
Der Zeitraum für einen Sommerschnitt beginnt gleich nach der Ernte der Früchte. Zwar gestaltet sich der Sommerschnitt etwas umständlicher als ein Rückschnitt vor der Baumblüte im März. Durch die vielen Blätter ist die Sicht auf das Holz eingeschränkt. Das Ziel bei diesem Schnitt, Wachstum zu begrenzen, wird jedoch im Juli und August besser erreicht. Denn der Rückschnitt im Sommer entzieht dem Gehölz Assimilate. Dadurch fällt das Wachstum der Triebe im folgenden Jahr schwächer aus. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Schnittwunden schneller verheilen. Das verhindert ein Eindringen von schädlichen Organismen.
Warum schneiden?
Grundsätzlich müssen alle Bäume, die Früchte tragen, regelmäßig geschnitten werden. Für den Marillenbaum gilt das besonders. Denn dieses Obstgehölz treibt kräftig aus. Ein jährlich angesetzter Schnitt sorgt für das ausgewogene Verhältnis zwischen dem Wurzelwerk und dem Teil des Baumes, der über der Erde wächst. Je stärker das Gehölz treibt, desto mehr sollte im oberen Bereich geschnitten werden. Sonst kann es passieren, dass es die Wurzeln nicht mehr schaffen, die sehr hoch wachsenden Äste ausreichend zu versorgen.
Untergrund
Vor allem in Böden, die viel Lehm enthalten, erfreuen sich die Marillenbäume mit einem prächtigen Wuchs. Steht Ihr Aprikosenbaum in einem lehmhaltigen Substrat, kommen Sie um einen jährlichen Rückschnitt nicht herum.
Achten Sie beim Schnitt darauf, dass
- der Aprikosenbaum vorrangig weniger gestutzt wird
- er vielmehr eine Auslichtung erhält
- ein leicht schräg ausgeführter Schnitt optimal ist
Schnittregeln
- Was der Gärtner stark schneidet, wächst auch wieder stark.
- Ein zu kräftiger Schnitt fördert Neutriebe, sogenannte Wasserschosser.
- Steile Triebe wachsen viel stärker, blühen aber weniger.
- Flache Triebe wachsen weniger, blühen aber mehr.
- Deshalb leitet der Gärtner für einen guten Fruchtertrag auf waagerechte Äste ab.
- Will er zunächst ein Basisgerüst ausprägen, leite er dagegen auf steile Triebe ab.
- Denn Marillenholz bricht leicht.
Video-Anleitung
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Schnittarten
Pflanzschnitt für die sehr jungen Bäume
Einen Marillenbaum sollte man direkt nach dem Einpflanzen schneiden. Das ist besonders wichtig, um ein Gleichgewicht zwischen den Wurzeln und den über der Erde wachsenden Teilen des Marillenbäumchens wiederherzustellen. Beim Transport können Wurzelbereiche beschädigt worden sein. Berücksichtigen Sie beim Schnitt, wann der Baum gepflanzt wurde. Kommt er im Frühjahr in die Erde, sollte der Pflanzschnitt zurückhaltend erfolgen. Denn zu dieser Zeit steht der Baum kurz vor seinem Austrieb.
Anleitung für den Pflanzschnitt
- Aus bereits vorhandenen Ästen entsteht die spätere Krone
- aus dem am weitesten oben stehende Trieb wird der Leittrieb
- er wird nur um ein Drittel gekürzt
- der Schnitt endet einen halben Zentimeter über einem Auge
- aus den übrigen Seitentrieben werden Gerüst-Äste
- sie werden deshalb um zwei Drittel eingekürzt
- die Augen müssen stets aus der Krone nach außen zeigen
- zu schwache Triebe müssen weichen
Erziehungsschnitt für die jungen Marillen
Bei einem Erziehungsschnitt werden recht früh die Grundlagen für eine optimale Form und damit für den guten Fruchtertrag später gelegt. Es lohnt sich also, bei diesem Rückschnitt an jungen Bäumen genauer zu Werke zu gehen. Das vegetative Wachstum der Triebe und das generative Wachstum der Früchte verhalten sich umgekehrt proportional zueinander. Je mehr Kraft das Marillenbäumchen für sein Wachstum aufwendet, desto weniger Kraft investiert es in sein Obst. Es kann sein, dass ein Erziehungsschnitt in den ersten zwei bis drei Jahren für weniger Früchte sorgt. Er regt aber das Wachstum insgesamt an
Anleitung für den Erziehungsschnitt
- suchen Sie sich drei bis fünf Leit-Äste aus
- entfernen Sie hier gleich aufrecht stehende Konkurrenz-Triebe
- kürzen Sie den Mitteltrieb des Baumes um ein Drittel ein
- schneiden Sie danach im selben Verhältnis die gewählten Leit-Äste auf gleiche Länge
- Diese Krone bildet später das Gerüst für die Frucht-Äste
- Leit-Äste müssen flach nach außen wachsen
- nach innen wachsende Triebe werden herausgeschnitten
- das unterstützt die Ausbildung der optimalen Form
- Für einen schönen Aufbau der Krone in den ersten Jahren jährlich schneiden
Im Jahr eins und zwei nach dem ersten Erziehungsschnitt werden alle Triebe, die sich in Konkurrenz zu den Leit-Ästen entwickeln, verschnitten. Auf diese Art können sich die Leittriebe frei entfalten. Auch Astgabelungen werden vermieden. Darüber hinaus werden sämtliche alten Langtriebe entfernt, die wild in das Innere der Baumkrone wachsen.
Erziehungsschnitt in den folgenden Jahren
- Schneiden Sie die Seitentriebe der Gerüst-Äste
- nehmen Sie dabei die oberen Triebe auf etwa zwei Knospen zurück
- Triebe weiter unten nehmen Sie auf circa fünf Knospen zurück
- die neu ausgetriebenen Verlängerungen bei Gerüst-Ästen werden gekürzt
- empfohlener Rückschnitt: ein Drittel bis zur Hälfte
- setzen Sie den Mitteltrieb ebenso zurück
- lassen sie ihn jedoch etwa 20 Zentimeter höher stehen als die seitlichen Gerüst-Äste
In den nun folgenden Jahren können beim Marillenbaum durch einen Erziehungsschnitt weitere Gerüst-Äste aufgebaut werden. Dabei werden die weiter unten stehenden Äste gegenüber den alten oberen Ästen etwas weiter abgesetzt. Das hat zu Folge, dass die Krone am Ende aus der Ferne betrachtet einen dachförmigen Aufbau mit einem Winkel von etwa 45 Grad bekommt.
In den danach folgenden Jahren wird der Aprikosenbaum zwar weiter regelmäßig geschnitten. Der Pflanzenfreund muss dann aber nur noch die am Mittelast etwas zu dicht stehenden Triebe entfernen und Konkurrenz-Triebe herausschneiden. Nach der Ernte werden dann in erster Linie die alten, erkrankten, trockenen und abgestorbenen Äste entfernt.
Erhaltungsschnitt für ältere Marillenbäume
Aprikosenbäume brauchen im Abstand von mehreren Jahren einen etwas stärkeren Rückschnitt. Diesen setzt man an, damit das Gehölz neue Langtriebe ausprägt. Sie werden zur Gewinnung von Fruchtholz benötigt. In der übrigen Zeit reichen ein jährliches Auslichten und das Ableiten von Trieben nach außen aus.
Grundprinzipien für einen Erhaltungsschnitt
- innerhalb der Krone wird stark zurückgeschnitten
- das bringt die Kraft wieder zurück in die Mitte des Marillenbaumes
- es sorgt außerdem dafür, dass die Baumkrone genügend Licht und Luft erhält
- entfernen Sie vor allem die steilen Triebe
- steil nach oben verlaufende Äste wachsen meist extrem schnell
- sie bilden aber nur wenige Blüten aus
- dann ist auch der Ertrag an Früchten später karg
- sehr dicht wachsende Triebe ebenfalls entfernen
- schonen Sie die Frucht-Äste im Innern des Marillenbaumes
Tipps und Tricks
- stets auf scharfes Werkzeug achten
- notfalls nach ein paar Schnitten die Klingen nachschärfen
- sonst schneidet die Schere nicht, sondern quetscht die Äste
- Werkzeug vor der Arbeit desinfizieren
- auch die Handschuhe mit Desinfektionsmittel behandeln