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Sowohl der Haselnussstrauch als auch der Haselnussbaum sind enorm wuchsfreudige Pflanzen. Sie benötigen wenig Pflege und gedeihen auch ohne Schnitt prächtig. Wer jedoch ihren Wuchs begrenzen bzw. eine möglichst große Ernte einfahren möchte, kommt um das Schneiden bis hin zu einem Radikalschnitt nicht herum. Dabei muss allerdings nicht jährlich geschnitten werden.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Unter normalen Umständen wird die Haselnuss bereits im März in voller Blüte stehen. Ein Schnitt wäre jetzt nicht sinnvoll, da das zwangsläufig zu einem hohen Verlust an Früchten (Nüssen) führen würde. Das Zurückschneiden muss folglich vorher erfolgen. Ideal für alle Schnittmaßnahmen ist deshalb die vegetationsfreie Zeit zwischen Oktober und Ende Februar. Diese Zeitspanne bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, die das Schneiden erleichtern:
- das Holz ist trocken
- das Gewächs ist blattlos und leicht einsehbar
- es ist einfacher zu erkennen, was geschnitten werden muss
- die Gefahr des Verblutens oder schwerer Verletzungen der Pflanze ist deutlich geringer
Wann bzw. zu welchem Zeitpunkt der Schnitt innerhalb dieser Periode durchgeführt wird, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass er vor Beginn des ersten Austriebs abgeschlossen sein sollte. Zwar ist es grundsätzlich sinnvoll und effektiver, das Zurückschneiden von Pflanzen regelmäßig vorzunehmen, bei der Haselnuss reicht es allerdings vollkommen aus, wenn man die Maßnahme nur alle zwei bis drei Jahre durchführt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um einen Haselnussstrauch oder einen Haselnussbaum geht.
Schnittarten
Bei der Haselnuss können verschiedene Schnittarten zur Anwendung kommen. Den sogenannten Pflanzschnitt erledigt man logischerweise vor dem Einpflanzen. Es müssen lediglich beschädigte Wurzeln und Triebe gekürzt und oberirdische Triebe abgeschnitten werden. Dadurch lässt sich ein besseres Anwachsen und ein gesunder, üppiger Wuchs sicherstellen. Während es sich beim Pflanzschnitt um eine einmalige Maßnahme handelt, werden der Erhaltungsschnitt, der Verjüngungs- bzw. Radikalschnitt und der Auslichtungsschnitt währen der Lebensphase von Haselnussstrauch und Haselnussbaum mehrfach durchgeführt. Dabei gilt grundsätzlich, dass das Schneiden absolut unkompliziert ist und in der Regel auch Anfängern keine großen Probleme bereitet. Die Pflanze kommt auch mit Schnittfehlern gut zurecht.
Video-Anleitung
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Anleitung zum Erhaltungsschnitt
Der Erhaltungsschnitt stellt so etwas wie eine regelmäßige Pflegemaßnahme dar. Er unterstützt die Vitalität der Pflanze und führt zu mehr Blüten. Gleichzeitig kann die Haselnuss dadurch auch immer mal wieder etwas in Form gebracht werden. Man geht am besten wie folgt vor:
- immer direkt an der Basis schneiden
- schwache und abgestorbene Triebe abschneiden
- zu dicht stehende Triebe abschneiden
- sich kreuzende und nach innen wachsende Triebe abschneiden
- die Schnitte gleichmäßig verteilen
- die natürliche Wuchsform im Auge behalten
Hinweis: Die Anzahl der abgeschnittenen Triebe sollte in etwa der Anzahl der neuen bzw. jungen Triebe an der Pflanze entsprechen.
Der Erhaltungsschnitt sorgt im Übrigen auch dafür, dass der Haselnussstrauch weniger verkahlt. Die Gefahr der Verkahlung im Inneren ist bei schnell und besonders dicht wachsenden Pflanzen wie der Haselnuss tatsächlich ausgesprochen groß.
Anleitung zum Verjüngungs- bzw. Radikalschnitt
Beim Verjüngungsschnitt handelt es sich um eine radikale Schnittmaßnahme. Sie wird in der Regel nur dann durchgeführt, wenn der Haselnussstrauch bereits in die Jahre gekommen oder über einen längeren Zeitraum nicht geschnitten worden ist. Ziel ist die Verjüngung und damit eine längere Lebensdauer der Pflanze. Folgendes sollte dabei beachtet werden:
- die Verjüngung sollte schrittweise und verteilt auf drei Jahre erfolgen
- im ersten Jahr etwa ein Drittel aller Triebe auf auf 40 bis 50 Zentimeter über dem Boden kürzen
- den Schnitt jeweils immer leicht schräg ansetzen
- im zweiten Jahr etwa die Hälfte der verbliebenen Triebe entsprechend abschneiden
- im dritten Jahr die restlichen Triebe kürzen
- immer kurz über einer nach außen gerichteten Knospe schneiden
Hinweis: Einen besonders intensiven Radikalschnitt stellt das sogenannte „auf den Stock setzen“ dar. Dabei wird der Haselnussstrauch circa 20 Zentimeter über dem Boden komplett abgesägt. Es verbleiben lediglich Stummeln, aus deren schlafenden Augen heraus der Strauch neu austreibt.
Anleitung zum Auslichtungsschnitt beim Haselnussbaum
Die Haselnuss findet sich in unseren Gärten in der Regel als Strauch, der entweder alleine steht oder Teil einer Hecke ist. Alternativ ist es natürlich auch möglich einen Haselnussbaum zu pflanzen. Er muss zwar ebenfalls nicht unbedingt geschnitten werden, jedoch ist bei ihm ein Schnitt noch etwas eher angeraten als bei einem Strauch. Der Beste Zeitpunkt dafür liegt ebenfalls im Spätherbst bzw. in den Wintermonaten. Wichtig ist vor allem das regelmäßige Auslichten im Abstand von zwei bis drei Jahren. Den Auslichtungsschnitt beim Haselnussbaum führt man am besten so durch:
- alle schwachen, kranken, abgestorbenen und zu dich stehende Triebe komplett entfernen
- alle Wurzeltriebe im unteren Stammbereich konsequent abschneiden
- überschüssige Seitentriebe komplett entfernen
- alle Wassertriebe konsequent abschneiden
- sich kreuzende oder zu dicht wachsende Äste entfernen
Bei einem Baum steht natürlich vor allem die Krone im Mittelpunkt des Interesses. Ziel ist es, die Krone so zu beschneiden, dass möglichst viel Licht bis zu ihrem Inneren gelangt. Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt stellt sich beim Haselnussbaum in gewisser Weise neu. Nach Möglichkeit sollte der Schnitt immer nur an einem bedeckten und frostfreien Tag stattfinden.
Werkzeuge
Für den Schnitt der Haselnuss empfehlen sich die üblichen, im Garten bereits vorhandenen Werkzeuge. Zum Einsatz wird dabei vor allem die klassische Garten- bzw. Handschere kommen. Bei einem Haselnussbaum sollte man auf eine Zweihandbaumschere oder auf eine Säge zurückgreifen. Als ideal erweist sich hier vor allem eine sogenannte Klappsäge.
Tipp: Um Äste und Triebe in der Krone bequem und ohne Leiter abschneiden zu können, ist die Verwendung einer Teleskopverlängerung sinnvoll. Besonders Klappsägen lassen sich häufig sehr unkompliziert darauf aufsetzen.
Sonderfall: Haselnussstrauch als Stämmchen
Wie bereits erwähnt, wird die Haselnuss bei uns meist als Strauch gepflanzt. Aus bestimmten Sorten wie etwa Halleschen Riesennuss lässt sich freilich auch ein kleines Bäumchen machen. Damit dies gelingt, muss der Strauch „erzogen“ werden. Ziel ist es dabei, dass aus einem Stamm des Strauchs heraus eine offene Hohlkrone entsteht. Der Vorteil: Man kann deutlich früher mit einem größeren Ertrag an Nüssen rechnen. So geht man vor:
- den großen Mitteltrieb über einer passenden Verzweigung abschneiden
- vier bis fünf Gerüstäste für die Krone bestimmen
- alle Seitentriebe unterhalb der Krone konsequent entfernen
- alle Wassertriebe möglichst frühzeitig abreißen oder wegschneiden
- Gerüstäste über einer nach außen weisenden Knospe kürzen
Tipp: Egal, ob nun Haselnussstrauch, zu einem Bäumchen erzogener Strauch oder Haselnussbaum – beim Zurückschneiden sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass die besten Nüsse nur an jenen Stellen wachsen, die auch gut von der Sonne beschienen werden können.