Die Glanzmispel ist ein beliebtes Rosengewächs, das als immergrüner Strauch, Hecke oder Solitär auch als Hochstamm-Pflanze die Gärten dekorativ ziert. In der Pflege ist sie leicht zu handhaben, muss aber einen regelmäßigen Rückschnitt haben. Wann und wie dieser richtig und in welcher Art erfolgen sollte, erklärt der Hausgarten-Experte.
Warum eine Glanzmispel schneiden?
Dichtes Blattkleid
Die immergrüne Laubpflanze mit dem botanischen Namen Photinia, benötigt für ihr Wachstum ausreichend Nährstoffe. Je mehr sie wächst, desto größer wird dieser Anspruch. Der kontinuierliche Versorgungstransport zerrt an den Kräften des Rosengewächses. In der Folge lässt das Blattwachstum Jahr für Jahr mehr nach und im Anblick wird es immer kahler. Vor allem bei Glanzmispeln mit großem Umfang kommt hinzu, dass durch den Seitenwuchs nicht mehr ausreichend Luft und Licht zu den innen liegenden Zweigen sowie Blättern gelangen. Aufgrund dessen lichtet sich hier mit der Zeit das Blattkleid, was insbesondere bei Hecken einen eventuell gewünschten Sichtschutz mindert.
Durch einen regelmäßigen Schnitt, kann die Photinia zu mehr Kraft gelangen, um den Versorgungstransport bis in die letzte Blattspitze zu sichern und zusätzlich neue Zweig- und Blatttriebe zu bilden. Ein sogenanntes Auslichten sorgt für Lufträume und lässt Licht besser in dichtere Regionen gelangen, damit hier keine kahlen Zweige die Gesamtoptik stören.
Größenregulierung
Je nach Art der Glanzmispeln, können diese eine Wuchshöhe von bis zu vier Metern und auch Breiten von mehreren Metern erreichen. Nicht an allen Standorten ist ausreichend Platz für derartiges Wachstum gegeben und manch ein Hobbygärtner hält sich das Rosengehölz gern in überschaubarer Größe. Somit ist ein Zurückschneiden notwendig, um es in gewünschter Höhe/Breite zu halten.
Kräftiges Wachstum
Bleibt bei einer Photinia ein regelmäßiges Zurückschneiden aus, so verliert sie an Kraft, wächst schlechter und wird anfälliger für Krankheiten sowie ernsthafte Schäden durch Schädlingsbefall. Mit einer Schnitttechnik, die richtig ausgeführt wird, beugen Sie diesem vor, regen das Wachstum an und minimieren das Risiko von Erkrankungen deutlich.
Gesundheit wiederherstellen
Ist trotz bester Pflege die Glanzmispel erkrankt oder von Schädlingen befallen, kann ein Rückschnitt in der Regel zur Genesung immens beitragen. Außerdem begünstigt ein Schnitt das pflanzeneigene Abwehrsystem. Dadurch optimieren und beschleunigen Sie im Idealfall den Genesungsprozess.
Lebensdauer erhöhen
Mit zunehmendem Alter beginnt jede Pflanze zu „schwächeln“, weil ein natürlicher Alterungsprozess eintritt, wie es auch bei Menschen der Fall ist. Ein Schneiden kann hier wie eine Anti-Aging Kur wirken. Dabei werden alte Pflanzenteile entfernt, damit neues, frisches Wachstum angeregt wird und ausreichend Platz zum Wachsen erhält. So bleibt sie für viele Jahre „jung“, stark und hübsch anzusehen.
Verbesserte Blütenbildung
Wird das Rosengewächs richtig und zum optimalen Zeitpunkt geschnitten, ist die Knospenbildung mit jedem neuen Jahr spürbar zu verbessern. Zwischen Mai und Juni erfreut sie dann mit lang anhaltenden Blüten. Wer bei der Blütenwelke richtig reagiert, wird im Herbst zusätzlich mit einem farbintensiven Fruchtstand belohnt, der bis in den Winter halten kann.
Formgebung
Da dieses Rosengewächs als Hecke, Solitär sowie als Strauch und dekorativ mit Hochstamm genutzt werden kann, erfordert dies je nach gewünschtem Wachstum, einen speziellen darauf ausgerichteten Schnitt. Wird dieser nicht vorgenommen, wächst das Rosengehölz unkontrolliert in alle Richtungen, was mit der Zeit die Pflege und Rückschnitte generell immer schwieriger gestalten lässt.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Ob Sie gewünschte Ergebnisse mit Rückschnitten erzielen, hängt in den meisten Fällen vor allem davon ab, wann und/oder wie oft Sie diese ausführen.
Im Frühjahr schneiden
Unzählige Pflanzenarten bevorzugen einen Rückschnitt im Frühjahr, kurz bevor die neue Wachstumsperiode einsetzt. Dies ist bei der Photinia nicht der Fall. Theoretisch könnte sie nach der Winterpause durchaus gekürzt werden, aber dann werden Sie vermutlich vergeblich auf Blüten in der Gartensaison warten. Bei Schnitten nach dem Winter bilden die Glanzmispeln in der Regel keine Knospen mehr in dem Jahr. Notwendig wird ein Schnitt aber eventuell dennoch, wenn zum Beispiel eine Erkrankung vorliegt, die keine Verzögerung des Schnittzeitpunkts erlaubt, wie unter anderem eine Fäulnis, die insbesondere durch feuchte Winter hervorgerufen werden kann. Allerdings sollte die Entfernung der Beerenrispen im zeitigen Frühjahr vorgenommen werden.
Herbstschnitt
Glanzmispeln vertragen ein Zurückschneiden prinzipiell am besten im Herbst. Dabei zu beachten ist lediglich, dass der Zeitpunkt zwischen der verwelkten Blüte/Früchtestand und Kälteeinbruch optimal gewählt wird.
Übersicht
Folgende Übersicht zeigt, wann welche Kultivierungsvariation geschnitten werden sollte und wie sich dies bei den verschiedenen Rückschnittsgründen zeigt:
- Solitär und Strauch: Bei Bedarf im Herbst bis Beginn von Minustemperaturen
- Hecke: Ganzjährig herausragende Neutriebe, um gerades Gesamtbild zu erhalten, ansonsten nur im Herbst
- Hochstamm: Nach der Blüte Ende Juni/Anfang Juli, Stamm von Neutrieben befreien – Laubwerk inklusive Zweige im Herbst
- Gesundheitsschnitt: Bei akuter Symptomatik jederzeit zu schneiden
- Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt: Jährlich im Herbst
- Formschnitt sowie Erziehungsschnitt: Alle ein bis zwei Jahre im Herbst sowie bei Bedarf nach der Blütezeit
- Radikalschnitt: Nur als letzte Lösung und dann auf keinen Fall zu spät im Herbst – optimal: Radikalschnitt über drei Jahre erstrecken
HINWEIS: Wussten Sie, dass ein Schneiden bei hoher Feuchtigkeit und/oder Kälte einer Pflanze immens schaden kann? Deshalb sollten Sie die Photinia stets vor Einbruch des ersten Frost spätestens im Oktober und idealerweise bei trockenen Wetterverhältnissen kürzen.
Heckenrückschnitt
Da im Herbst vor dem ersten Frost der beste Zeitpunkt für alle Rückschnittarten besteht, ist es bei dem Schnitt einer Hecke ratsam, diesen so durchzuführen, dass Sie das Wachstum fördern und gleichzeitig dieses „erziehen“, die Form und Größe nach Bedarf korrigieren sowie einen Verjüngungsschnitt vornehmen, damit ein dichtes Blattkleid bestehen bleibt beziehungsweise entsteht.
Zusätzlich sollte Sie grundsätzlich ihre Pflanze auf Erkrankungen sowie Schädlinge untersuchen und gegebenenfalls betroffene Pflanzenteile entfernen. Damit führen Sie im Grunde genommen alle möglichen Schnittarten auf einmal durch und schaffen optimale Bedingungen für eine problemlose Überwinterung im Garten sowie einen kräftigen Wachstumsstart im Folgejahr.
- Schritt-für-Schritt Anleitung
- Verwenden Sie ausschließlich desinfiziertes und scharfes Schneidewerkzeug
- Desinfektion: Zwei-Minuten Tauchbad in 70 prozentigem Isopropanol oder zehn Minuten in Wasser abkochen
- Alle Zweige um ein Drittel oder maximal auf die Hälfte kürzen
- Altes Holz aus dem Heckeninneren direkt über der Wurzel/Erdoberfläche abtrennen
- Blüten nicht oder nur bedingt abschneiden, da sich daraus dekorative Beeren bilden
- Beeren sind giftig und Sie sollten diese entfernen, wenn eine Gefahr für kleine Kinder oder Haustiere besteht
- Gelbe oder durch Schädlinge verkrüppelte Blätter entfernen
- Vertrocknete Zweige vollständig zurückschneiden
- Während der Wachstumsperiode ab Frühjahr weit herausragende Neutriebe auf eine gleichmäßige Heckenhöhe bringen
Hochstamm schneiden
Ein Glanzmispel-Hochstamm wird erst zu diesem, wenn Sie ihn dazu „erzogen“ haben. Dazu benötigen Sie eine besondere Vorgehensweise. Alle anderen Schnittarten betreffen dann in der Regel nur die Blätterkuppel, mit Ausnahme des Pflegeschnitts, bei dem der Stamm regelmäßig von Neutrieben befreit wird.
Anleitung zur Hochstamm-Erziehung
- Wenn möglich bereits beim Einpflanzen eines Jungstrauchs einen ebenso langen Stock als Stabilisator in die Erde setzen
- Stock an einen der kräftigsten und geradesten Mitteltriebe binden
- Nicht zu stramm schnüren, um Einritzungen und Verletzungen am Stamm zu vermeiden
- Alle anderen Triebe inklusive der Seitentriebe am ausgewählten Stamm, direkt an der Basis abschneiden
- Hauptstamm bis auf gewünschte Höhe wachsen lassen und regelmäßig Neutriebe entfernen
- Ist die Höhe erreicht und haben sich oben Blätter entwickelt, Triebspitze maximal bis auf 3-4 Blätter kürzen
- Sich daraus neu entwickelnde Triebe regelmäßig um ein bis zwei Zentimeter reduzieren
- Hat sich eine buschige Krone ergeben und der Stamm ist kräftig genug, können Sie den Stock entfernen
Formschnitt
Der Formschnitt zählt zu den wichtigsten Schnittarten bei einem Hochstamm. Dabei gehen Sie wie folgt vor:
- Hängende Zweige abschneiden
- Verkahlte Zweige aus dem Kroneninneren direkt am Stamm/Verästelung kürzen
- Herausragende Neutriebe der Kronenhöhe/-breite anpassen (von Frühjahr bis Herbst)
- Blüten und Knospen stehen lassen beziehungsweise Schnitt mindestens zwei Zentimeter über diesen ansetzen
- Aus der Wurzel emporsteigende oder am Stamm wachsende Neutriebe regelmäßig entfernen (ab Frühjahr bis Herbst)
Solitär-Rückschnitt
Einen besonderen Blickfang bildet eine Glanzmispel als Solitärpflanze, wenn sie hoch und breit gewachsen ist. Manch einem ist dann aber eine mögliche Höhe von bis zu vier Metern doch zu groß. Da das Rosengewächs zudem zu den schnell wachsenden Exemplaren zählt, sind Verkahlungen sowie ein Blütenrückgang keine Seltenheit, wenn ein hohes Wachstum angestrebt wird. Deshalb ist eine Solitär-Glanzmispel jedes Jahr zu schneiden. Optimal ist es, wenn Sie im Herbst alle möglichen Schnittarten vornehmen. Dabei gehen Sie genauso vor, wie in der Rubrik „Heckenschnitt – Schritt-für-Schritt Anleitung“.
Radikalschnitt
Wenn die Glanzmispel schwer sowie großflächig erkrankt ist, zahlreiche oder nahezu alle Pflanzenteile dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurden, dann ist ein Radikalschnitt meist die einzige Möglichkeit, um das Rosengewächs am Leben zu erhalten. Auch bei Exemplaren, welche über viele Jahre keinen Rückschnitt erhalten und sich extrem ausgelichtet haben, ist ein Radikalschnitt die beste Variante, um wieder ein gleichmäßiges, dichtes Blattkleid zu erhalten.
Vorgehensweise
Aufgrund einer Erkrankung ist sofortiges Handeln notwendig und ein Radikalschnitt erfolgt, indem alle Stämme und Triebe der Glanzmispel bis circa eine Handbreite über der Erdoberfläche abgeschnitten werden.
Ein Radikalschnitt, der wegen einer immensen Verkahlung durchgeführt werden soll, ergibt die besten Ergebnisse, wenn dieser über einen Zeitraum von drei Jahren in gleichmäßigen Schritten erfolgt, weil diese Vorgehensweise die Pflanze am wenigsten zusätzlich einer Belastung aussetzt. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Um die Hälfte kürzen im ersten Jahr
- Im zweiten Jahr auf ein Drittel runter schneiden
- Im dritten Jahr Rückschnitt bis eine Handbreite über dem Boden
TIPP: Wird eine Erkrankung erst im Spätherbst erkannt und macht einen Radikalschnitt erforderlich, sollten Sie berücksichtigen, dass durch frische Schnittwunden bei Frost Erfrierungserscheinungen auftreten können und diese die Glanzmispel ebenfalls schädigen. Hier ist es angeraten, mit dem Radikalschnitt bis zum Frühjahr zu warten.
Verwelkte Blüten abschneiden?
In der Regel ziehen verwelkte Blüten einer Pflanze unnötig Nährstoffe heraus. Doch in dem Fall einer Glanzmispel nehmen verbleibende Blütenreste keinen gesundheitlichen oder wachstumsstörenden Einfluss. Sie sollten sogar am Trieb verbleiben, da sich daraus im Herbst rote Beeren bilden, welche einen wunderbaren Kontrast zum immergrünen Blattkleid bilden und Farbe in den Garten zaubern, wenn die Tage grauer werden. Die Beeren zeigen sich resistent gegenüber Frost und verbleiben oftmals bis weit in den Dezember hinein.
Passendes Schneidewerkzeug
Grundsätzlich ist ein scharfes Schneidewerkzeug zu verwenden. Sind die Klingen zu stumpf, kann kein gerader, sauberer Schnitt erfolgen. Dies begünstigt die Anfälligkeit für Krankheitserreger und Bakterien, die leichter in das Pflanzeninnere eindringen können. Zudem kann sich in ausgefransten Schnitträndern vermehrt Feuchtigkeit speichern und eine Fäulnis hervorrufen. Deshalb immer mit einem scharfen Schneidemesser arbeiten, um dies zu verhindern.
Je nach Härtegrad und Umfang eines Pflanzenteils, empfehlen wir folgendes Schneidwerkzeug:
- Rosenschere für Schnitte von weichen Neutrieben und gegebenenfalls verwelkten Blüten sowie Früchten
- Astschere für dickere, ältere und verholzte Zweige sowie aufgrund der Scherenlänge, innen liegende Pflanzenteile
- Säge für dickere Stämme
- Elektrische oder mechanische Heckenschere zum Nachschneiden bei gewünschter Geradlinigkeit in der Form
TIPP: Beachten Sie vor Beginn des Schneidens, dass die Glanzmispel über spitze Dornen verfügt, die ohne Schutzmaßnahmen tiefe Hautverletzungen verursachen können. Tragen Sie deshalb immer geeignete Handschuhe und eine langärmelige Kleidung.