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Clematis, auch Waldreben genannt, sind in unseren Gärten in den verschiedensten Farben zu finden. Da sie sehr pflegeleicht sind, wird unsere ganze Aufmerksamkeit sofort auf die wunderschönen Blüten gelenkt. Und erst, wenn die Blütenpracht nachlässt oder die Pflanze aus den Fugen gerät, wird über einen Schnitt nachgedacht.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Der richtige Zeitpunkt für den Rückschnitt der Pflanzen richtet sich nach der Zeit ihrer Blüte. Dabei wird zwischen früh- und spätblühenden Pflanzen unterschieden, da sie ihre Blütenpracht zu unterschiedlichen Zeitpunkten anlegen, und es wäre schade, wenn die bereits angelegten Blüten des kommenden Jahres durch den Schnitt verloren gehen. Um dies zu vermeiden, werden Waldreben in drei Schnittgruppen eingeteilt. Sie bestimmen, wann die Pflanze am besten geschnitten wird:
- Frühjahrsblüher (Schnittgruppe 1): Blüte im April oder Mai: kein Schnitt zwingend notwendig
- Sommerblüher (Schnittgruppe 2): Blüte von Juli bis in den Herbst: Schnitt im Spätherbst
- Zweimal-Blüher (Schnittgruppe 3): Blüte im Frühjahr und im Spätsommer: Schnitt nach der ersten Blüte und im Spätherbst
Schnittgruppen
Die richtige Jahreszeit für das Schneiden der Schnittgruppen 2 und 3 wird in der Fachwelt heftig diskutiert. Während früher das Frühjahr als beste Zeit empfohlen worden ist, sehen heute viele Experten den Spätherbst als bessere Jahreszeit für den Schnitt. Das Hauptargument für den Schnitt im November / Dezember sind übrigens die zunehmend milden Winter. Sie führen dazu, dass die Pflanze bereits früher mit dem Neuaustrieb beginnt und somit die Gefahr besteht, dass beim Frühjahrsschnitt auch die angelegten Blüten oder Knospen abgeschnitten werden.
Warum Clematis schneiden?
Waldreben sind oft rankende Pflanzen. Manche Sorten können dabei bis zu zehn Meter hoch werden. Selbst wenn sie an Spalieren oder Zäunen hochgezogen werden, können sie schnell aus der Form geraten. So erfolgt ein Rückschnitt, um die Pflanzen im Zaum zu halten. Ein weiterer guter Grund, seine Waldrebe zu schneiden, ist die Blüte, denn der Schnitt regt die Pflanze zu vermehrter Blütenbildung an. Außerdem führt das Schneiden zu mehr Verzweigungen der Pflanze, was sie buschiger und üppiger aussehen lässt.
Schnittgruppe 1 – Frühjahrsblüher
Waldreben der Schnittgruppe 1 legen ihre Blüten bereits im Jahr vor der Blüte an. Werden sie jedoch im Herbst geschnitten, geht die Blütenpracht verloren. Daher erfolgt der Rückschnitt frühestens Ende Mai, wenn die Blütezeit bereits vorbei ist. Hierdurch hat die Pflanze genügend Zeit, neue Blüten für das kommende Jahr anzulegen.
Tipp: Pflanzen der Schnittgruppe 1 müssen Sie nicht regelmäßig schneiden. Der Schnitt erfolgt nach Bedarf.
Schnittanleitung
Wilde Arten werden im belaubten Zustand nach der Blüte zurückgeschnitten. Soll die Verzweigung gefördert werden, erfolgt ein leichter Rückschnitt; soll die Kletterpflanze hingegen verjüngt werden, muss ein starker Rückschnitt vorgenommen werden.
leichter Rückschnitt:
- etwa ein Drittel der obersten bzw. der längsten Ranken abschneiden (Teilrückschnitt)
- möglichst nicht ins alte Holz schneiden
- Schnitt zwei bis drei Zentimeter über einem nach außen gerichteten Auge ansetzen
- Triebe oder Ranken für einen besseren Wasserablauf schräg abschneiden
Zusätzlich müssen die Pflanzen gründlich ausgelichtet werden. Daher sollten Sie alles Totholz bis an die Basis entfernen.
Verjüngungsschnitt:
- alle vier bis fünf Jahre Triebe um die Hälfte reduzieren
- beugt Vergreisung vor
Beim Verjüngungsschnitt dürfen Sie auch ins alte Holz schneiden. Soll ein radikaler Verjüngungsschnitt durchgeführt werden, kann die Waldrebe bis auf 10 Zentimeter über dem Boden gekürzt werden.
Tipp: Verblühte Blüten und Samenstände dürfen ausgeputzt werden.
Frühjahrsblüher Sorten
Zu den Frühjahrsblühern zählen viele wilde Arten sowie Clematis alpina (Alpen-Waldrebe) und Clematis montana (Berwaldrebe) sowie alle Hybride, die aus diesen Arten gezüchtet worden sind.
Hinweis: Wussten Sie, dass die Alpen-Waldrebe die einzige Liane in den Bergwäldern der Alpen ist.
Schnittgruppe 2 – Sommerblüher
Blüht die Waldrebe von Juli bis in den Herbst hinein, gehört sie zur Schnittgruppe 2. Diese Pflanzen haben kein Altholz, sondern bilden jedes Jahr neue Ranken mit vielen Blüten. Damit dies auch so bleibt, muss die Waldrebe im Spätherbst zurückgeschnitten werden.
Schnittanleitung
Bei Sorten der Schnittgruppe 2 ist der Rückschnitt unkompliziert. Gehen Sie deshalb wie folgt vor:
- Pflanzen auf 20 bis 30 Zentimeter zurückschneiden
- ideal ist im Herbst vor dem ersten Frost
- jegliches Altholz an der Basis entfernen
- Rückschnitt jedes Jahr durchführen
- Schnitt knapp oberhalb eines Auges ansetzen
- Auge muss nach außen gerichtet sein
- Schnitt leicht schräg ansetzen – Wasser läuft so besser ab
Alternativ können Sommerblüher auch im zeitigen Frühjahr vor Beginn der Wachstumsperiode geschnitten werden. Wird im Frühjahr geschnitten, achten Sie darauf, dass kein Frost mehr zu erwarten ist.
Tipp: Verblühte Blüten oder Samenstände müssen sofort abgeschnitten werden.
Sommerblüher Sorten
Zu den Sommerblühern zählen starkwachsende Hybride und wilde Arten, die ausschließlich im Sommer blühen, wie zum Beispiel
- Clematis viticella
- nicht kletternde Staudenclematis
- Hybride wie Clematis Jackmanii
Schnittgruppe 3 – Zweimal-Blüher
Blüht die Waldrebe zweimal im Jahr, handelt es sich in der Regel um keine wilde Art, sondern um eine Hybridform aus der Pflanzenfamilie. Diese Sorten müssen Sie zweimal pro Jahr schneiden.
- leichter Schnitt nach der ersten Blüte
- starker Rückschnitt nach der zweiten Blüte
Hinweis: Zweimal-Blüher werden ebenfalls auch als „Öfterblüher“ bezeichnet.
Leichter Rückschnitt
Der leichte Rückschnitt nach der ersten Blüte dient dazu, die Pflanze zu einer üppigen zweiten Blüte anzuregen. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- verblühte Blüten bzw. Samenstände entfernen
- Schnitt unter dem ersten Blattpaar unterhalb der Blüte ansetzen
Starker Rückschnitt (Hauptschnitt)
Der zweite, starke Rückschnitt erfolgt nach der zweiten Blüte. Da die Pflanzen dieser Schnittgruppe an den neuen Trieben blühen, wird als Zeitpunkt der Spätherbst bzw. der Frühwinter empfohlen.
- Schnitt im November / Dezember durchführen
- Triebe um die Hälfte schneiden
Tipp: Schneiden Sie vor dem ersten Frost und an einem bewölkten, nicht sonnigen, Tag.
Verjüngungsschnitt
Ähnlich der anderen Schnittgruppen müssen auch die Zweimal-Blüher verjüngt werden. Am besten führen Sie den Verjüngungsschnitt alle vier bis fünf Jahre durch:
- Pflanzen im November / Dezember schneiden
- Triebe bis auf zwei bis drei Augenpaare zurückschneiden
Zweimal-Blüher Sorten
Zu den Waldreben, die mindestens zweimal im Jahr blühen, gehören viele großblumige Hybriden. Die erste Blüte erfolgt an den kurzen Trieben, die sich am vorjährigen Holz entwickeln. Die zweite Blüte erfolgt dann im Sommer oder Spätsommer an neu gebildeten Langtrieben. Zu den Zweimal-Blühern gehören bspw. die Sorten „The President“ mit blauer, „Barbara Jackman“ mit violetter und „Dr. Ruppel“ mit purpur-violett-gestreifter Blüte.
Aufbauschnitt
Damit die junge Waldrebe buschig und kräftig wächst, wird im Jahr des Einpflanzens ein sog. Aufbauschnitt durchgeführt.
- Schnitt im November / Dezember durchführen
- Pflanze bis auf 20 Zentimeter einkürzen
Der Aufbauschnitt erfolgt auch bei den Waldreben der Schnittgruppe 1. Bei diesen Pflanzen müssen Sie zwar im Folgejahr auf die Blüte verzichten, aber dafür entfalten sich die Pflanzen umso prächtiger. Außerdem ist bei den Frühblühern die Blüte im ersten Jahr nach dem Einsetzen eher spärlich.
Schnittfehler
Die Waldrebe ist an und für sich gut schnittverträglich, zumindest was den Neuaustrieb anbelangt. So wirken sich Schnittfehler vor allem auf die Blütenpracht aus, wenn zum falschen Zeitpunkt geschnitten wird:
- angelegte Blüten werden abgeschnitten
- Pflanze erleidet Frostschäden
Wird gar nicht geschnitten, können die Pflanzen vergreisen bzw. verkahlen. Deshalb sollten auch Pflanzen der Schnittgruppe 1 regelmäßig ausgelichtet werden.
Video-Special zum Schneiden
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Sonderfälle
Unter den Clematis-Hybriden gibt es Sorten, die von Clematis aus mehreren Schnittgruppen abstammen. Diese Waldreben werden von Experten oft unterschiedlichen Schnittgruppen zugeordnet. Aus diesem Grund bieten sich in diesen Fall für das „wann und wie“ zwei Möglichkeiten an:
- sich einer Expertenmeinung anschließen
- Schnittzeitpunkt selbst bestimmen durch Beobachtung der Pflanze
Auch wurden manche seltene Arten bisher noch keiner Schnittgruppe zugeordnet, da es sich hierbei meist um Raritäten handelt, wie zum Beispiel Clematis flammula oder Clematis armandi. Dadurch empfiehlt es sich bei diesen Arten, den Rat eines Clematis-Experten einzuholen.